Wirtschaft
ifo Institut: Jobangebote in der Elektromobilität deutlich zurückgegangen
München 08.09.2025
– Die Zahl gesuchter Jobs in der Automobilindustrie mit Fokus auf Elektromobilität ist deutlich zurückgegangen. Das zeigen Auswertungen des ifo Instituts und der Jobplattform Indeed von etwa 1,7 Millionen Stellenanzeigen von 2.400 Unternehmen. „Zwar war im Juni 2025 die Zahl der offenen Stellen bei Autofirmen, die auf Elektromobilität setzen, noch um knapp 20 Prozent größer als bei Unternehmen mit Fokus auf Verbrenner. Allerdings suchten Autofirmen mit Fokus auf Elektromobilität, sogenannte grüne Unternehmen, Ende 2023 noch doppelt so viele Stellen“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Innovationsökonomik und Digitale Transformation. Dies entspricht einem relativen Rückgang um 81 Prozent. „Die Entwicklung der Arbeitsnachfrage bei den grünen Jobs deutet darauf hin, dass sich der Strukturwandel deutlich verlangsamt“, ergänzt Falck.
Insgesamt ist die Zahl offener Stellen in der deutschen Autoindustrie bis Juni 2025 um zwei Drittel eingebrochen, verglichen mit dem Höchstwert im August 2023. Dies ist der niedrigste Stand seit der Corona-Pandemie. „Bemerkenswert schlecht ist die Lage bei den Automobilzulieferern, deren Stellenanzeigen sich seit dem Einbruch 2019 nicht erholt haben“, sagt Annina Hering, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed. Bei den Zulieferern gab es im Juni 2025 etwa 82 Prozent weniger offene Stellen als im Mai 2019.
Die Studie untersucht knapp 1,7 Millionen Online-Stellenanzeigen auf Indeed im Zeitraum Januar 2018 bis Juni 2025. Dies entspricht der Arbeitsnachfrage von 2.400 Unternehmen, die in der Automobilbranche in Deutschland aktiv sind. Dabei werden in der Studie die Unternehmen anhand ihrer Patentportfolios in der Antriebstechnologie nach Elektromobilität (grüne Unternehmen) und Verbrenner (braune Unternehmen) unterschieden.
Politik
Punktuelle Milderung der kommunalen Finanzkrise
Berlin 12.09.2025 (hib/HAU)
– Vertreter von Kommunen und Landkreisen sehen in dem Länder-und-Kommunal-Infrastrukturfinanzierungsgesetz (LuKIFG) (21/1085), mit dem die Voraussetzungen für die Verwendung von bis zu 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ durch die Länder geschaffen werden sollen, lediglich die Chance auf eine punktuelle Abmilderung der kommunalen Finanzkrise. Das wurde bei einer Sachverständigenanhörung des Haushaltsausschusses am Freitag deutlich, bei der auch über das Ausführungsgesetz zu einer begrenzten strukturellen Verschuldung der Länder (21/1087) diskutiert wurde.
Investitionsmittel lösten nicht das Problem der strukturellen Unterfinanzierung der kommunalen Ebene, machte der Kämmerer der Stadt Frankfurt am Main, Bastian Bergerhoff, deutlich. Nötig sei neben einer Neustrukturierung der gesamtstaatlichen Finanzarchitektur insbesondere eine echte Konnexität, die Vermeidung von ineffizienten Aufgabenverteilungen und der Abbau von bürokratischen Hemmnissen. Bergerhoff kritisiert zudem, dass kein Betrag festgelegt sei, den die Länder in jedem Fall an die Kommunen weiterreichen müssen.
Marco Beckendorf, Bürgermeister der Gemeinde Wiesenburg/Mark (Brandenburg), rechnete vor, dass seine Gemeinde aus dem Sondervermögen – bei einer 50-prozentigen Weiterleitung der Gelder vom Land an die Kommunen – insgesamt in den nächsten zehn Jahren 1,5 Millionen Euro erhalte. Zudem stünden Eigenmittel in Höhe von zwei Millionen Euro zur Verfügung. Der Investitionsbedarf seiner Kommune liege aber bei zehn Millionen Euro. „Da klafft also eine Lücke von 6,5 Millionen Euro“, sagte er.
Der Landkreis Sonneberg (Thüringen), so sagte Landrat Robert Sesselmann, erhalte voraussichtlich 3,5 Millionen Euro. Da es aber allein in 2025 „im Bereich des Sozialen“ einen Aufwuchs von zwei Millionen Euro gebe, „wird das Geld verpuffen“. Eine Investition werde angesichts der steigenden laufenden Kosten kaum noch möglich sein. „Die 3,5 Millionen Euro sind nur ein Tropfen auf einen heißen Stein“, sagte er.
Aus Sicht von Professorin Anna Leisner-Egensperger von der Friedrich-Schiller-Universität Jena verzichtet das LuKIFG jedoch „zurecht“ auf einen Mindestprozentsatz zugunsten der Kommunen. Die Länder treffe ohnehin eine Verpflichtung zur angemessenen Finanzausstattung der Kommunen. Angesichts eines kommunalen Defizits von knapp 25 Milliarden Euro im Jahr 2024 sei davon auszugehen, dass die Länder einen kommunalen Investitionsanteil zugrunde legen, der mindestens 60 Prozent betrage – im wohlverstandenen eigenen Interesse, „um ihrer verfassungsrechtlichen Verpflichtung gegenüber den Kommunen zu genügen“.
Professor Jens Boysen-Hogrefe vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel hält eine Mindestvorgabe „wegen der großen Bedeutung der Kommunen für die Infrastrukturbereitstellung“ für bedenkenswert. Der unter anderem vom Bundesrechnungshof kritisierte Verzicht auf Zusätzlichkeitskriterien könnte seiner Ansicht nach hingegen die Investitionstätigkeit „kurzfristig begünstigen“. Die Mittel könnten zügig abfließen und bereits in der Planung befindliche Projekte müssten nicht wegen Finanzierungsschwierigkeiten im Zuge der allgemeinen Verschlechterung der strukturellen Lage der öffentlichen Haushalte zur Disposition gestellt werden.
Die Haushaltsautonomie der Länder spricht aus Sicht von Professor Alexander Thiele von der BSP Business and Law School dafür, die Entscheidung über die Mittelverwendung umfänglich den Ländern zu überlassen, „die sich dafür dann allerdings auch vollumfänglich politisch verantworten müssen“. Thiele konstatiert mit Blick auf die Gesetzentwürfe eine „Zerstückelung und Zerfaserung des eigentlich auf eine strikte Trennung ausgelegten Finanzverfassungsrechts zwischen Bund und Ländern“. Die verstärkte Verwischung von Verantwortlichkeitsebenen sei generell keine gute Entwicklung, befand er.
Professor Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg sprach sich dafür aus, die Zusätzlichkeit von Investitionen mit in die Regelung aufzunehmen. Der Wegfall dieser Restriktion gebe Anreize zur Umfinanzierung bereits geplanter Investitionen in das Sondervermögen, wodurch Mittel frei würden, mit denen letztendlich die Finanzierungsdefizite aus den Kernhaushalten der Kommunen, insbesondere der Anstieg der Sozialausgaben, getragen werden könnten. Faktisch würden dann Sozialausgaben aus dem Sondervermögen finanziert.
In einer Stellungnahme bedauerte der Deutsche Städte- und Gemeindebund, dass in der Regelung kein Anteil festgelegt ist, der für die kommunale Infrastruktur zu verwenden ist. Falls Verwaltungsvereinbarungen abgeschlossen werden, so heißt es in der Vorlage weiter, sei es zwingend, dass die Kommunalen Spitzenverbände zum Entwurf dieser Verwaltungsvereinbarung rechtzeitig angehört und umfassend beteiligt werden.
Dass den Ländern freie Hand gewährt werde, bei der Entscheidung, in welchem Umfang sie die Kommunen an den Mitteln beteiligen, wird auch vom Deutschen Städtetag kritisiert. Der Verzicht auf eine ursprünglich vorgesehene Absicherung der angemessenen Beteiligung der Kommunen an Mitteln des Sondervermögens sei vor dem Hintergrund der Realitäten vor Ort unbefriedigend. Eine Aufteilung müsse aus Sicht des Deutschen Städtetages „entsprechend den Anteilen kommunaler Gesamtinvestitionen an den Gesamtinvestitionen von Ländern und Kommunen erfolgen“, heißt es in einer Stellungnahme.
Die Kommunen gehen nach Aussage von Professor Hans-Günter Henneke vom Deutschen Landkreistag davon aus, „dass die Länder bei der Verteilung der Mittel den bisherigen kommunalen Investitionsanteil, der in jedem Land über 60 Prozent liegt, zugrunde legen, um auf diese Weise einen Beitrag dazu zu leisten, die weit über 8,3 Milliarden Euro im Jahr hinausgehenden kommunalen Investitionsbedarfe möglichst weitgehend befriedigen zu können“.
Professor Niklas Potrafke vom ifo Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie hält es ausweislich seiner Stellungnahme für dringend erforderlich, „auf das Zusätzlichkeitsprinzip bei den 100 Milliarden Euro für Investitionen in den deutschen Bundesländern zu bestehen“. Die öffentlichen Haushalte würden von konsumtiven Ausgaben, insbesondere für Steuerzuschüsse in die Sozialversicherungen erdrückt. Der Gesetzgeber müsse hier dringend umsteuern und mehr Mittel aus den Kernhaushalten für investive Zwecke bereitstellen.
Eine strukturelle Verschuldungsoption der Bundesländer sei grundsätzlich kritisch zu sehen, heißt es in der Stellungnahme von Professor Alexander Eisenkopf von der Zeppelin Universität. Es komme zu höheren Risiken für die Einhaltung der europäischen Fiskalregeln, die auch über einen angepassten Rahmen für die Arbeit des Stabilitätsrates und seines unabhängigen Beirats nicht begrenzt werden könnten.
Politik
ifo Institut: Bundesregierung lagert Investitionen in Sondervermögen aus
München, Berlin 10.09.2025
– Die schwarz-rote Regierung verlagert Infrastrukturinvestitionen aus dem Kernhaushalt in das schuldenfinanzierte Sondervermögen. Das zeigt eine Analyse des ifo Instituts. „Ursprünglich war vorgesehen, dass Ausgaben aus dem schuldenfinanzierten Sondervermögen zusätzlich zu den Investitionen im regulären Bundeshaushalt geplant werden. Das passiert aber nicht“, sagt ifo Forscherin Emilie Höslinger. „Tatsächlich verlagert Schwarz-Rot Infrastruktur- und Digitalisierungsprojekte ins schuldenfinanzierte Sondervermögen und erhöht stattdessen die Sozialausgaben im Kernhaushalt.“
Während die Ampel-Regierung im Bundeshaushalt noch mit Ausgaben für Investitionen* in Höhe von 53,4 Milliarden Euro geplant hatte, weist der aktuelle Haushaltsentwurf der schwarz-roten Koalition lediglich 37,5 Milliarden Euro auf. Vollständig gestrichen ist das Darlehen für den Kapitalstock der Rentenversicherung (minus 12,36 Milliarden Euro), das noch von der Ampel-Koalition geplant war. Ebenfalls aus dem Kernhaushalt gestrichen sind Investitionen in den flächendeckenden Breitbandausbau (minus 2,93 Milliarden Euro) sowie der Infrastrukturbeitrag Schienenwege (minus 2,36 Milliarden Euro). Bei den Erhöhungen für Investitionen macht ein neues Darlehen an den Gesundheitsfonds in Höhe von 2,3 Milliarden Euro den größten Posten aus. Die Ausgaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sind dafür gegenüber dem Ampel-Entwurf um 11,05 Milliarden Euro gestiegen. „Investitionen in Infrastruktur- und Digitalisierungsprojekte sind zugunsten von Sozialausgaben aus dem Kernhaushalt verlagert worden. Neue Darlehen an Sozialversicherungsträger schaffen zwar kurzfristig Liquidität, verschieben allerdings die Rückzahlungslasten auf zukünftige Generationen und verschleiern den Reformbedarf“, sagt Höslinger.
Insgesamt weist der Haushalt von Schwarz-Rot für 2025 Ausgaben in Höhe von 502,5 Milliarden Euro aus. Die Ampel-Koalition hatte für das Jahr 2025 Ausgaben von 488,6 Milliarden Euro eingeplant – etwa 13,9 Milliarden Euro weniger. Während die Ampel-Koalition mit Kreditaufnahmen im Bundeshaushalt von 51,3 Milliarden Euro rechnete, sieht der aktuelle Entwurf Schulden in Höhe von 81,8 Milliarden Euro vor, um Ausgaben aus dem Kernhaushalt des Bundes zu finanzieren.
Die Studie vergleicht die Entwürfe für den Bundeshaushalt 2025 der vorherigen Ampel-Regierung mit der amtierenden schwarz-roten Regierung.
Wirtschaft
ifo Institut: Soziale Mobilität in Deutschland geht zurück
München, Berlin 05.09.2025
– Die soziale Mobilität ist in Deutschland seit den 1970er Jahren deutlich zurückgegangen. Das zeigt eine neue Studie des ifo Instituts mit Blick auf die Entwicklung der Einkommensmobilität für die Geburtsjahrgänge von 1968 bis 1987. Demnach haben Kinder, die ab den 1980er Jahren geboren wurden, geringere Aufstiegschancen als frühere Generationen. „Der Einfluss des Einkommens der Eltern auf die Bildung und das spätere Einkommen der Kinder hat sich Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre innerhalb von einer Generation verdoppelt“, sagt ifo-Forscherin Julia Baarck.
Eine mögliche Ursache für geringere soziale Mobilität sei vor allem der steigende Einfluss des Elterneinkommens auf den Bildungserfolg der Kinder. Der Rückgang der Einkommensmobilität fällt zeitlich mit einem starken Anstieg der Einkommensungleichheit in den 1990er und 2000er Jahren zusammen. „Die Kombination einer steigenden Ungleichheit und sinkenden Mobilität stellt eine toxische Mischung für die Chancengerechtigkeit in Deutschland dar“, sagt Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.
Im internationalen Vergleich ist die Einkommensmobilität in Deutschland inzwischen ähnlich gering wie in den USA. Bisher dokumentierten Studien für Deutschland eine höhere Einkommensmobilität.
Politik
Bundesregierung legt Rüstungsexportbericht 2024 vor
Berlin 04.09.2025
– Der Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahr 2024 liegt als Unterrichtung (21/1450) vor. Demnach wurden im vergangenen Jahr Einzelgenehmigungen in Höhe von insgesamt rund 12,83 Milliarden Euro erteilt. 2023 waren noch Genehmigungen im Wert von 12,13 Milliarden Euro genehmigt worden.
Auf dem ersten Platz bei den Empfängerländern steht dem Bericht zufolge die Ukraine mit einem Volumen von 8,15 Milliarden Euro. In die EU sowie in Nato- und Nato-gleichgestellte Länder (wie Australien, Japan und die Schweiz), in die Ukraine, nach Südkorea und Singapur wurden insgesamt Ausfuhren aus Deutschland in Höhe von 10,98 Milliarden Euro genehmigt. Das entspricht dem Bericht zufolge rund 86 Prozent des Gesamtwertes aller erteilten Einzelgenehmigungen. Auf sonstige Drittländer entfielen rund 1,85 Milliarden Euro des Gesamtgenehmigungswertes.
Mit zwölf Prozent ist der Anteil des Gesamtwertes der Einzelgenehmigungen für Lieferungen in EU-, Nato- und Nato-gleichgestellte Länder laut Bericht 2024 deutlich gesunken. 2023 hatten Ausfuhrgenehmigungen in Partnerländer noch die Hälfte des Gesamtwertes ausgemacht.
Berlin
Berlin gründet „Berlin Event Board“

- Gemeinsame Initiative von Wirtschaft und Stadtgesellschaft
- Koordinierungsstelle und Think Tank für die Eventhauptstadt Berlin
Berlin, 3. September 2025
– Berlin stärkt seine Position als internationale Metropole für Veranstaltungen, Kongresse, Messen und Kulturformate: Mit der heutigen Gründung des „Berlin Event Board“ bündeln führende Akteur:innen der Berliner Tourismus- und Veranstaltungswirtschaft ihre Kräfte, um Berlin als zukunftsfähigen Eventstandort zu stärken, Großveranstaltungen effizienter umzusetzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Dem „Berlin Event Board“ gehören das BEN Berlin Event Network e.V., Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, die Clubcommission e.V., der DEHOGA Berlin, INTOURA Berlin e.V., die Messe Berlin sowie visitBerlin und die visitBerlin Partnerhotels e.V. an.
Franziska Giffey, Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Heute ist ein guter Tag für die Veranstaltungsmetropole Berlin: Mit der Gründung des Berlin Event Boards vereint sich die Berliner Veranstaltungsbranche, um sich gegenüber internationalen Wettbewerbern zukunftsfähig aufzustellen. Das ist ein starkes Signal. Ich unterstütze diesen Schritt hin zur „Coopetition“ – mehr Kooperation untereinander bei gleichzeitigem Wettbewerb um die besten Angebote – ausdrücklich. Wir haben damit einen starken Ansprechpartner für Veranstaltungen an unserer Seite und freuen uns auf gemeinsame Projekte und Erfolge.“
Koordinierungsstelle und Impulsgeber für die Eventhauptstadt Berlin
Das „Berlin Event Board“ übernimmt ab sofort eine zentrale koordinierende Rolle. Es erfasst die Anforderungen großer Veranstaltungen – z.B. von Genehmigungen, Sicherheit und Verkehr bis hin zu Schirmherrschaften, öffentlichen Flächen, speziellen Kongresstickets, sichtbarer Stadtgestaltung („City Dressing“) oder Hotelkontingenten – und sorgt für deren Umsetzung. Darüber hinaus achtet das Board auf die Einhaltung von Standards, koordiniert Bewerbungen für stadtweite Veranstaltungen und identifiziert Akquise-Potenziale im Rahmen der Berliner Clusterstrategie. Zudem fungiert es als Think Tank für die langfristige Entwicklung Berlins als Event- und Kongressstandort.
Burkhard Kieker, Sprecher der Geschäftsführung von visitBerlin und visitBerlin Berlin Convention Office: „Berlin steht bei Bewerbungen um Großveranstaltungen in ständiger Konkurrenz mit anderen Metropolen der Welt. Das neue Event Board lässt uns noch schneller und flexibler auf Anfragen reagieren.“
Sabine Wendt, Geschäftsführerin visitBerlin: „Großevents bringen nicht nur Gäste, sondern auch wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Impulse. Um diesen Erfolg auszubauen, brauchen wir das Board als Netzwerk und Koordinierungsstelle, das Angebote für Veranstaltende strategisch weiterentwickelt.“
Visitor Economy als wichtiger Wirtschaftsmotor für Berlin
Kennzahlen belegen, wie bedeutend die Visitor Economy für die Hauptstadt ist. So trug der Tourismus 2023 mit 4,6 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung bei (Quelle: DIW Econ). 2024 sicherte allein Berlins Veranstaltungsbranche über 27.000 Arbeitsplätze. Mit 12,9 Millionen Teilnehmenden im vergangenen Jahr verzeichnete die Hauptstadt ein Wachstum von 29 Prozent – ein Zeichen für die Attraktivität des Standorts. Vor allem der internationale Markt entwickelte sich dynamisch: 21 Prozent der Gäste reisten aus dem Ausland an – doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Besonders Großevents über 1.000 Teilnehmende finden verstärkt in Berlin statt, ihr Anteil liegt mit 6,2 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt von 1,8 Prozent. Und das „Berlin Event Board“ trägt zukünftig zum weiteren Wachstum der Tourismus- und MICE-Branche bei.
Foto: Gerrit Buchhorn, Hauptgeschäftsführer DEHOGA Berlin, Burkhard Kieker, Geschäftsführer visitBerlin, Anja Schneider, Vorstand visitBerlin Partnerhotels e.V., Marcel Weber, Vorstand Clubcommission e.V., Marc Mundstock, Vorsitzender Berlin Event Network e.V., Sabine Wendt, Geschäftsführerin visitBerlin, Matthias Leonhardt, Geschäftsführer Berlin Event Network e.V., Myriam Sztayn, Abteilungsleiterin Hauptstadt-Marketing Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, Georg Strecker, Vorstandsmitglied INTOURA Berlin e.V., Dr. Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe Berlin, Jule Weidner, Referentin Geschäftsführung visitBerlin, und Marco Oelschlegel, Director Conventions visitBerlin Berlin Convention Office (v.l.n.r.), Foto: visitBerlin, Fotograf: Marco Armborst
Politik
Erntebericht 2025: Im Durchschnitt gut
Berlin 03.09.2025
– Die deutsche Landwirtschaft hat 2025 trotz wechselhafter Witterung eine im Durchschnitt gute Ernte eingefahren. Das zeigt der amtliche Erntebericht, den der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer, heute in Berlin vorgestellt hat. Starke Trockenheit im Frühjahr, viel Regen und Hitze im Juli hatten den Betrieben einiges abverlangt. Dennoch liegt die Erntemenge bei Getreide und Raps deutlich über dem Vorjahr und leicht über dem mehrjährigen Durchschnitt.
Auch 2025 bleibt der Winterweizen mit Abstand die wichtigste Kultur in Deutschland. Nach Ausweitung der Anbauflächen auf 2,86 Millionen Hektar liegt die Erntemenge bei rund 22,5 Millionen Tonnen – ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2024 und zugleich 6,4 Prozent über dem mehrjährigen Durchschnitt. Bei der Qualität heißt es abwarten: Der durchschnittliche Rohproteingehalt liegt nach ersten Analysen mit 12,0 Prozent leicht über dem Vorjahr, weitere Proben stehen noch aus. Beim Winterraps wurden 1,09 Millionen Hektar angebaut – stabil gegenüber 2024 und über dem mehrjährigen Schnitt. Mit einer Erntemenge von fast 4 Millionen Tonnen liegt das Ergebnis rund 9,4 Prozent über dem Vorjahr.
Bundesminister Alois Rainer sagte dazu: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte haben ganze Arbeit geleistet. Trotz schwieriger Witterung sind die Speicher gefüllt. Dafür gebührt ihnen Respekt und Dank. Unsere Landwirtschaft ist widerstandsfähig und innovativ. Aber klar ist auch – stabile Ernten gibt es in Zeiten widriger Wetterbedingungen nur mit unermüdlichem Einsatz, Unternehmergeist und verlässlichen Rahmenbedingungen. Genau dafür sorgen wir mit weniger Bürokratie, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr Planungssicherheit.“
Mit einem klaren Kurswechsel setzt sich das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) deshalb dafür ein, die Betriebe gezielt zu entlasten.
Alois Rainer: „Wir halten Wort: Die Agrardieselrückvergütung kommt vollständig zurück, das Bürokratiemonster Stoffstrombilanz ist aufgehoben, erste überflüssige Meldepflichten sind gestrichen. Gerade heute hat das Kabinett zugestimmt, die Regelung zur kurzfristigen Beschäftigung von Saisonarbeitskräften auf 90 Tage oder 15 Wochen auszuweiten – das bringt den Betrieben wie auch den Arbeitskräften mehr Flexibilität. Auch die Stromsteuerentlastung wird für die Land- und Forstwirtschaft dauerhaft gesichert, was die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen weiter stärkt. Wichtig ist mir auch: Der Schreibtisch darf nicht die wichtigste Ackerfläche sein. Überflüssige Bürokratie muss weg. Gleichzeitig sorgen wir für gute, praxistaugliche Regeln, auf die Verlass ist und sichern mit praxistauglichem Pflanzenschutz, mit Forschung und Innovation die Ernten von morgen.“
Alois Rainer kündigte für die kommenden Monate weitere Schwerpunkte an: „Die Wettbewerbsfähigkeit der Agrar- und Ernährungswirtschaft bleibt mein zentrales Ziel. Ich werde in den kommenden Monaten die Agrarexportstrategie vorlegen, um unseren Betrieben neue Marktchancen zu eröffnen – gerade auch für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Gleichzeitig müssen wir uns stärker für Krisen wappnen: Unsere Notfallreserve wird so erweitert, dass wir im Ernstfall auch Produkte vorhalten, die ohne viel Zubereitung verzehrt werden können. Das zeigt: Wir schaffen die Grundlagen dafür, dass unsere Landwirtschaft wettbewerbsfähig bleibt, stabile Ernten einfährt und unsere ländlichen Regionen stark bleiben – heute und in Zukunft.“
Den Erntebericht 2025 finden Sie zum Download hier.
Wichtigste Zahlen, Daten, Fakten aus dem Erntebericht 2025:
- Getreide: Die gesamte Getreideernte (inklusive Körnermais) wird auf rund 44,7 Millionen Tonnen geschätzt, ein Plus von 14,8 Prozent gegenüber 2024 und 5,3 Prozent über dem Mittel 2019 bis 2024. Die Hektarerträge stiegen auf durchschnittlich 74,6 Dezitonnen pro Hektar. In allen Bundesländern wurden höhere Erträge als im Vorjahr erzielt.
- Winterweizen: Die wichtigste Getreidekultur erreicht 2025 voraussichtlich 22,5 Millionen Tonnen bei einem Hektarertrag von 78,5 Dezitonnen pro Hektar, 9,6 Prozent über dem Vorjahr. Die Anbaufläche stieg um 15,2 Prozent auf 2,86 Millionen Hektar. Der Rohproteingehalt nach ersten Analysen liegt im Mittel bei 12 Prozent, in Bayern am höchsten mit 13,6 Prozent und in Nordrhein-Westfalen am niedrigsten bei 10,5 Prozent.
- Hafer: Die Anbaufläche von Hafer wurde auf 187.100 Hektar gesteigert. In diesem Umfang wurde Hafer zuletzt vor 20 Jahren angebaut. Auch die Hektarerträge entwickeln sich positiv. Die Erntemenge überschreitet in der Folge zum ersten Mal seit 2005 die 900.000 Tonnen.
- Raps: Die Winterrapsernte 2025 wird auf rund 3,97 Millionen Tonnen geschätzt, 9,4 Prozent mehr als 2024. Der Hektarertrag liegt bei 36,3 Dezitonnen pro Hektar, leicht über dem Mittel der Jahre 2019 bis 2024. Der durchschnittliche Ölgehalt beträgt 43,2 Prozent. Die größten Anbauflächen finden sich in Mecklenburg-Vorpommern (187.700 Hektar), Sachsen-Anhalt (123.600 Hektar) und Bayern (115.500 Hektar).
- Hülsenfrüchte: Die Anbaufläche wuchs auf über 300.000 Hektar (+6 Prozent). Die Ackerbohne bleibt zweitwichtigste Kultur mit 66.300 Hektar, gefolgt von leicht steigenden Sojabohnen-Flächen und Süßlupinen mit 28.000 Hektar. Besonders die Felderbse legt mit 137.600 Hektar weiter zu und bleibt Deutschlands dominierende Körnerleguminose.
- Obst: Nach einem milden Frühjahr wird eine gute Ernte erwartet. Äpfel erreichen voraussichtlich 1,009 Millionen Tonnen (+15,7 Prozent vs. 2024), Kirschen rund 49.900 Tonnen (+41 Prozent), davon Sauerkirschen 11.200 Tonnen (+57 Prozent). Pflaumen und Zwetschen bleiben stabil bei 44.500 Tonnen.
- Kartoffeln: Vorläufige Zahlen deuten auf stabile bis leicht steigende Hektarerträge im Vergleich zum Vorjahr. Qualität und Größe der Knollen liegen im Durchschnitt der letzten Jahre. Aufgrund der ausgeweiteten Anbaufläche wird mit einer großen Erntemenge gerechnet.
- Hopfen: Die Hopfenernte 2025 könnte etwas kleiner ausfallen als im Vorjahr, da die Anbaufläche zurückging. Qualität und Bitterstoffgehalt werden als gut eingeschätzt, die Ernte läuft noch.
- Wein: Die Weinlese 2025 hat gerade erst begonnen und profitiert von günstigem Wetter, besonders für frühreifende Sorten. Erste Mostqualitäten sind gut bis sehr gut.
Grundlage des Berichts sind die Ergebnisse der besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE), die im Agrarstatistikgesetz §47 verankert ist und vom Statistischen Bundesamt gemeinsam mit den Statistischen Ämtern der Länder umgesetzt wird. Das erste vorläufige Ergebnis der deutschen Getreide- und Rapsernte, das mit dem BMLEH-Erntebericht bekannt gegeben wird, basiert auf konkreten Druschergebnissen, die bei der Ernte auf repräsentativ ausgewählten Feldern, verteilt über ganz Deutschland, festgestellt wurden. Es gibt den aktuellen Auswertungsstand in der zweiten Augusthälfte wieder. Es wurden rund 95 Prozent der Probeschnitte und rund 50 Prozent der Volldrusche, die als Stichprobe für die diesjährige Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) ausgewählt wurden, durchgeführt.
Politik
Standort Deutschland stärken, Arbeitsplätze sichern und Verbraucher entlasten
Bundesregierung beschließt Maßnahmen für niedrigere Energiepreise
Berlin 03.09.2025
– Das Bundeskabinett vereinbart weiteren Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise. Durch die Senkung der Stromsteuer sowie die Entlastungen bei den Übertragungsnetzentgelten werden Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher entlastet. Mit der Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes zahlen Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Land- und Forstwirtschaft dauerhaft nur die bis auf den EU-Mindeststeuersatz gesenkte Stromsteuer. Der Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten entlastet Unternehmen und Verbraucher bei den Netzentgelten. Bereits am 6. August hat die Bundesregierung zudem die Abschaffung der Gasspeicherumlage beschlossen.
Bundesfinanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil: „Durch niedrigere Energiepreise sichern wir Arbeitsplätze in Deutschland. Das hat für mich oberste Priorität. Wir senken die Energiepreise deshalb im ersten Schritt so, dass mehr als 600.000 produzierende Betriebe von der Schreinerei bis zum Industrieunternehmen spürbar entlastet werden. Denn wettbewerbsfähige Energiepreise sind und bleiben entscheidend für einen starken Standort Deutschland. Unsere Maßnahmen schaffen jetzt Planungs- und Investitionssicherheit. Gleichzeitig entlasten wir schon jetzt mit diesem ersten Schritt Bürgerinnen und Bürger.“
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Katherina Reiche: „Gute Nachrichten für alle – Unternehmen wie Verbraucher: Ab dem kommenden Jahr senken wir die Stromkosten um 6,5 Milliarden Euro pro Jahr – in den nächsten vier Jahren um insgesamt 26 Milliarden Euro. Die hohen Energiepreise betreffen alle. Für unsere Unternehmen sind sie eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem heute beschlossenen Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten entlasten wir Stromkunden spürbar. Und wir senken die Stromsteuer dauerhaft für produzierende Unternehmen und die Land- und Forstwirtschaft. Zusammen mit der bereits beschlossenen Abschaffung der Gasspeicherumlage setzen wir damit einen Großteil der im Koalitionsvertrag vereinbarten Entlastungen um.“
Die Bundesregierung entlastet mit den heute beschlossenen Maßnahmen über 600.000 Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Land- und Forstwirtschaft bei der Stromsteuer. Alle stromintensiven und im internationalen Wettbewerb stehenden Industriezweige wie insbesondere die Chemie- und Metallindustrie, die Automobilwirtschaft und der Maschinenbau sind von der Entlastung umfasst. Aber auch lokale Betriebe mit stromintensiver Produktion wie z. B. Bäckereien, Fleischereien oder Bau- und Handwerksunternehmen werden profitieren.
Der Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten kommt allen Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen zugute, insbesondere auch den vielen mittelständischen Unternehmen. Entlastet werden besonders die Haushalte, die von den Kosten des Ausbaus des Übertragungsnetzes besonders betroffen sind.
Die Maßnahmen bringen spürbare Entlastungen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine Familie wird um bis zu 100 Euro im Jahr bei den Stromkosten entlastet. Die bereits beschlossene Abschaffung der Gasspeicherumlage entlastet Familien um rund 50 Euro im Jahr.
Zur Senkung der Energiepreise hat die Bundesregierung damit bereits drei wesentliche Maßnahmen getroffen:
Die Stromsteuer für Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Land- und Forstwirtschaft wird dauerhaft gesenkt. Für 2026 sind zunächst Steuermindereinnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, ab 2027 in voller Höhe von 3 Milliarden Euro jährlich eingeplant.
Alle Stromverbraucherinnen und -verbraucher erhalten eine Entlastung bei den Übertragungsnetzentgelten. Im Klima- und Transformationsfonds (KTF) sind für einen Bundeszuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten 6,5 Milliarden Euro vorgesehen. Für die nächsten vier Jahre stehen insgesamt 26 Milliarden Euro im KTF für die Senkung der Strompreise zur Verfügung.
Verbraucherinnen und Verbraucher werden von den Kosten der Gasspeicherumlage entlastet. Dazu wird zunächst das Gasspeicherumlagenkonto Ende 2025 mit 3,4 Milliarden Euro aus dem KTF ausgeglichen. Ab 2026 wird die Umlage nicht mehr erhoben.
Neben diesen Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise werden mit dem heute beschlossenen Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes Vereinfachungen bei der Elektromobilität, dem bidirektionalen Laden sowie der technologieoffenen Speicherung von Strom umgesetzt. Damit werden zugleich Investitionen in die Ladeinfrastruktur und die Transformation der Wirtschaft gefördert.
Wirtschaft
ifo Institut: Stimmung in der Autoindustrie erneut deutlich verbessert
Berlin, München 03.09.2025
– Die Stimmung in der Automobilbranche hat sich im August zum zweiten Mal in Folge deutlich verbessert. Der Geschäftsklimaindex kletterte auf minus 15,5 Punkte, nach minus 23,0 Punkten* im Juli. Allerdings bleibt er deutlich im negativen Bereich. „Den positiven Entwicklungen bei der Elektromobilität stehen die schwierigen Aussichten im Handel mit den USA gegenüber“, sagt ifo Branchenexpertin Anita Wölfl.
Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie bewerteten im August vor allem ihre Geschäftslage als merklich besser. Der Indikator stieg auf minus 16,9 Punkte, nach minus 26,8 Punkten* im Juli. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen erreichte im ersten Halbjahr 2025 neue Höchstwerte, und dies scheint sich fortzusetzen: Die Unternehmen sind mit ihrem Auftragsbestand im August deutlich zufriedener als noch im Vormonat – wenngleich auch dieser sich weiter im negativen Bereich befindet.
Insgesamt sieht die Branche den nächsten Monaten weniger pessimistisch entgegen. Die Geschäftserwartungen stiegen auf minus 14,1 Punkte im August, nach minus 19,2* Punkten im Juli. Ein Grund dafür könnten die deutlich gestiegenen Aufträge aus der Eurozone im ersten Halbjahr 2025 sein. Diese machen fast ein Drittel aller Exporte der deutschen Autoindustrie aus. Demgegenüber steht allerdings die Einigung im Zollstreit mit den USA von Ende Juli. „Angesichts der Bedeutung des US-Marktes für die deutschen Automobilhersteller und -zulieferer sind auch die ausgehandelten Zölle von 15 Prozent noch schmerzhaft“, sagt Wölfl. Ein Indikator dafür sind die Exporterwartungen, die im August mit minus 8,8 Punkten wieder etwas schlechter ausfielen als noch im Vormonat (minus 5,1 Punkte*).
Politik
Trendwende? Deutsche Unternehmen blicken zuversichtlicher auf 2026
Berlin 03.09.2025
– Viele Unternehmen in Deutschland beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage kritisch, für das kommende Jahr deutet sich jedoch eine Trendwende an. Im Rahmen einer Befragung des Kreditversicherers Coface erwarten 10 von 12 Branchen für 2026 eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation. Als größter Risikofaktor gilt nach wie vor die politische Unsicherheit, die in erster Linie auf die unvorhersehbare Handelspolitik der USA zurückzuführen ist.
Im Jahr 2025 berichten 33 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage gegenüber 2024, während 16 Prozent eine Verbesserung feststellen. Daraus ergibt sich eine Bilanz von -17 Saldenpunkten – eine deutlich weniger pessimistische Einschätzung im Vergleich zu -39 Punkten aus der Vorjahresbefragung. Besonders kritisch bewerten Unternehmen aus der Papier- und Verpackungsindustrie (-50 Sp.) sowie der Transportbranche (-47 Sp.) ihre aktuelle Lage. „Die Papierbranche ist äußerst energieintensiv. Obwohl die Strom- und Energiepreise gesunken sind, bleiben die Kosten bei einer verhaltenen Nachfrage zu hoch. Die Transportbranche leidet weiterhin unter der Rezession in der Industrieproduktion und der anhaltenden Konsumzurückhaltung, mit spürbaren Folgen für Speditionen“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
Hoffnung auf staatliche Impulse
Mit Blick auf 2026 zeigt sich vorsichtiger Optimismus: 32 Prozent der befragten deutschen Unternehmen rechnen mit einem Aufschwung, nur 16 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Rund die Hälfte (52 Prozent) geht von gleichbleibenden Bedingungen aus – nach zwei Jahren Rezession und anschließender Stagnation. Der Stimmungswandel wird vor allem durch erwartete fiskalische Impulse getragen, darunter höhere staatliche Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz sowie geplante steuerliche Anreize für Unternehmensinvestitionen.
„Dass nach drei Jahren wirtschaftlicher Schwächephase 52 Prozent der Unternehmen für 2026 lediglich eine stabile Geschäftslage erwarten, zeigt, wie fragil der aktuelle Optimismus ist“, sagt Christiane von Berg. „Frühindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex bestätigen dieses Bild. Während die Erwartungen für die kommenden Monate steigen, bleibt die Einschätzung der aktuellen Lage kritisch.“ Den deutlichsten Stimmungsumschwung verzeichnet die Transportbranche: 35 Prozent rechnen mit einer verbesserten Geschäftslage, nur 4 Prozent erwarten einen Rückgang. Auch der Groß- und Einzelhandel sowie die Bauwirtschaft blicken mit wachsender Zuversicht auf das kommende Jahr. Hier nimmt die Auftragslage nach und nach zu, getragen von höheren Reallöhnen und einem niedrigeren Zinsumfeld.
Politische Unsicherheit bleibt Risikofaktor Nummer eins
Als größte wirtschaftliche Risiken werden in der aktuellen Befragung „Politische Unsicherheit“, „Schwache Binnennachfrage“ (jeweils 27 Prozent) und „Standortprobleme in Deutschland“ (25 Prozent) genannt. Bereits im Vorjahr wurde politische Unsicherheit als Hauptrisiko identifiziert – allerdings unter anderen Vorzeichen. „Im vergangenen Jahr war die Einstufung als Hauptrisiko vermutlich auf den verwirrenden Kommunikationsstil der deutschen Regierung und das Fehlen einer mittelfristigen Strategie zurückzuführen. 2025 hingegen rühren die politischen Sorgen eher von der unberechenbaren US-Handelspolitik, die durch plötzliche Kurswechsel und Ausnahmeregelungen geprägt ist“, erklärt Christiane von Berg.
Unverändert hoch bewerten deutsche Unternehmen die Risiken des hiesigen Wirtschaftsstandorts: Hohe Produktionskosten, Bürokratie und steuerliche Belastungen dämpfen die Wettbewerbsfähigkeit. Demgegenüber hat der Fachkräftemangel angesichts steigender Arbeitslosenzahlen an Dringlichkeit verloren. Selbst die nachlassende Nachfrage aus China sorgt kaum noch für Unruhe. Während China 2020 noch Deutschlands zweitgrößter Exportpartner war, ist die Volksrepublik bis 2024 auf Platz fünf zurückgefallen.
Politik
Steigende Zinslast erfordert mehr Reformen
Berlin, München 01.092025
– Angesichts der zu erwartenden höheren Zinsbelastung hält ifo Präsident Fuest Reformen bei den Staatsausgaben für dringend geboten. Seiner Schätzung zufolge könnten bei unveränderten Bedingungen rund 13 Prozent des deutschen Haushalts bis 2040 in Zinszahlungen fließen. „Klar ist, dass bei höherer Zinslast weniger Geld für andere Aufgaben übrigbleibt, was den Reformdruck erhöht.”
Der Schwerpunkt der Reformen muss nach Ansicht von Fuest auf der Ausgabenseite liegen. Es gelte, Bundesausgaben kritisch zu prüfen und deren Wachstum zu bremsen, vor allem bei Sozialausgaben und der Kranken- und Pflegeversicherung. Ein Weg könnte auch sein, das Renteneintrittsalter schrittweise anzuheben und den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor wieder einzuführen, der Rentensteigerungen bei weniger Beitragszahlern automatisch dämpft. Steuererhöhungen hält Fuest für keine gute Option: „Das würde dem Ziel zuwiderlaufen, das Wirtschaftswachstum zu stärken. Hinzu kommt, dass die deutsche Staatsquote von 46 Prozent im Jahr 2019 auf mittlerweile knapp 50 Prozent gestiegen ist. Das spricht dafür, die bei der Konsolidierung einen Schwerpunkt auf der Ausgabenseite zu legen.“
Heute gibt der Bund rund 6 Prozent seines Haushalts für Zinsen aus. Würden die Zinsen bei rund 2,5 Prozent liegen und würden die Staatsausgaben (ohne Zinsen) ab 2030 im gleichen Maße steigen wie das Bruttoinlandsprodukt (Annahme: 3 Prozent pro Jahr), dann müssten 2040 13 Prozent des Bundeshaushalts für Zinsen aufgewendet werden. Wäre diese Quote jetzt schon erreicht, würde allein dies im Haushalt 2025 eine Lücke von 35 Milliarden Euro erzeugen. Das errechnete Szenario geht allerdings davon aus, dass bis 2040 keine größeren Krisen auftreten, die die Staatsverschuldung sprunghaft erhöhen – was eher optimistisch sei. Angesichts der Alterung der Gesellschaft und den damit verbundenen Mehrausgaben für Rente, Gesundheit und Pflege ist auch die Annahme optimistisch, dass die Ausgaben (ohne Zinsen) ab 2030 nicht schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung.