Wirtschaft
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Mai 2025
Berlin 19.05.2025
– Die Produktion im Produzierenden Gewerbe konnte zum Ende des ersten Quartals preis‑, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat mit 3,0 % kräftig zulegen. In der Industrie (+3,6 %) und im Baugewerbe (+2,1 %) stieg die Ausbringung deutlich an, die Energieproduktion nahm jedoch um 1,8 % ab. Auch die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe – insbesondere aus dem Ausland – legten im März gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 3,6 % spürbar zu Dabei dürften auch Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den erwarteten US-Zollerhöhungen von Bedeutung gewesen sein.
– Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) sind im März gegenüber dem Vormonat leicht um 0,4 % gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzplus von 3,0 %. Neuzulassungen von Pkw insgesamt haben im April im Vormonatsvergleich um kräftige 10,6 % zugenommen; im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich nahmen sie jedoch um 6,9 % ab. Gegenüber April 2024 kam es zu einem geringfügigen Rückgang von 0,2 %. Aktuelle Frühindikatoren zeigen überwiegend eine leichte Aufhellung der Verbraucherstimmung an, ausgehend von einem niedrigen Niveau.
– Die Inflationsrate ist im April mit +2,1 % erneut etwas gesunken. Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln hat sich wieder etwas abgeschwächt, bleibt aber oberhalb der Gesamtinflation. Die Energiepreise gingen dagegen spürbar zurück. Die Kernrate ist wieder recht deutlich gestiegen. Im weiteren Verlauf dürfte sich die Inflation infolge geringerer Energie- und Rohstoffpreise, moderater Tariflohnsteigerungen sowie der gedämpften gesamtwirtschaftlichen Nachfrage weiter im Bereich um 2 % bewegen.
– Trotz schwacher Frühjahrsbelebung hat sich der Arbeitsmarkt im April etwas besser entwickelt als in den vorangegangenen Monaten. Die Arbeitslosigkeit ist saisonbereinigt lediglich um 4 Tsd. Personen gestiegen und die Erwerbstätigkeit konnte im März um 6 Tsd. Personen zulegen. Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit durch die US-Zollpolitik und der weiterhin schwachen Beschäftigungsaussichten ist eine Trendwende am Arbeitsmarkt jedoch nicht absehbar.
– Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist nach amtlichen Daten im Februar 2025 um 13,0 % gegenüber dem Vormonat und um 15,9 % gegenüber Februar 2024 angestiegen. Mit 2.068 beantragten Verfahren wurde der höchste Wert seit Juli 2015 verzeichnet. Auch der IWH-Insolvenzmonitor legte zu, im April gab es 11,4 % mehr Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften als im März.
LEICHTE WACHSTUMSBELEBUNG ZU JAHRESBEGINN
Im ersten Quartal hat sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland leicht erholt. Laut Schnellmeldung des Statistischen Bundesamt ist das Bruttoinlandsprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Positive Wachstumsbeiträge gingen nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes vor allem vom privaten Konsum sowie den Investitionen aus. Da sich vor dem Hintergrund der angekündigten US-Zollanhebungen auch die Ausfuhrtätigkeit zu Jahresbeginn belebt hat, wobei Warenlieferungen zum Teil wohl vorgezogen wurden, dürfte auch vom Außenbeitrag ein positiver Impuls ausgegangen sein.
Entstehungsseitig deuten die aktuellen Indikatoren eine etwas ausgewogenere Entwicklung der einzelnen Wirtschaftsbereiche als in der jüngsten Vergangenheit an: So dürfte sich die Wertschöpfung im stark exportorientierten Verarbeitenden Gewerbe – nach sieben Quartalen mit Rückgängen – dank der Nachfragebelebung aus dem Ausland im ersten Quartal etwas erholt haben. Hierauf deutet der kräftige Anstieg der Produktion im März hin, insbesondere in den gewichtigen Bereichen Kfz und Kfz-Teile, pharmazeutische und chemische Produkte sowie im Maschinenbau. Trotz der hohen handelspolitischen Unsicherheit und der zuletzt gedämpften Geschäftserwartungen hat sich die Geschäftslage in der Industrie im ersten Quartal als insgesamt recht robust erwiesen. Auch im Baugewerbe dürfte im Zuge der milden Witterung ein Anstieg der Aktivität im ersten Quartal zu verzeichnen gewesen sein. Positiv dürften sich zu Jahresbeginn auch die konsumnahen Dienstleister im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe entwickelt haben. Hierauf deuten die gestiegenen Umsätze im Einzelhandel sowie in den Bereichen Verkehr und Lagerei hin.
Die leichte wirtschaftliche Erholung zu Jahresbeginn war auch anhand der jüngsten Aufhellung der Stimmungsindikatoren, vor allem der Geschäftslage, absehbar gewesen. Auch die Verbraucherstimmung, gemessen an dem GfK-Konsumklima und dem HDE-Konsumbarometer, tendierte zuletzt positiver. Allerdings deuten die aktuellen Umfragen zu den Geschäftserwartungen vor dem Hintergrund der angekündigten und zum Teil temporär ausgesetzten US-Zollerhöhungen sowohl bei der Industrie als auch bei den Dienstleistern auf eine erneute Eintrübung hin. Vor diesem Hintergrund ist eine erneute konjunkturelle Abschwächung im weiteren Jahresverlauf nicht auszuschließen.
KURZFRISTIG VORZIEHEFFEKTE, IM WEITEREN VERLAUF ABER GEDÄMPFTE AUSSICHTEN FÜR DIE WELTKONJUNKTUR
Nach den Einbrüchen und Schwankungen an den Finanzmärkten in Reaktion auf die weitreichenden US-Zollankündigungen Anfang April hat sich die Lage inzwischen wieder etwas stabilisiert. Die Kurse an den globalen Märkten haben sich vielerorts wieder erholt und finanzmarktbasierte Stimmungsindikatoren haben einen Teil des massiven Einbruchs im April im Mai wieder wettgemacht. Der Sentix-Indikator für die Weltwirtschaft verbleibt aber mit -3,7 Punkten weiterhin im negativen Bereich. Während sich die Konjunkturerwartungen der befragten Finanzinvestoren mit einem Anstieg der Erwartungskomponente von -19,6 Punkte auf -1,6 Punkte wieder etwas aufgehellt haben, hat sich die Lageeinschätzung nochmals verschlechtert; hier ist der Index von -4,0 auf -5,7 Punkte auf seinen tiefsten Wert seit Anfang 2023 zurückgegangen.
Im ersten Quartal dürfte die weltweite Industrieproduktion dagegen – gestützt durch Vorzieheffekte – weiter zugelegt haben. Im Februar expandierte sie saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat nach dem vorangegangenen leichten Rückgang wieder um 0,8 %. Binnen Jahresfrist lag sie damit um 2,9 % im Plus. Frühindikatoren für den weiteren Verlauf der Weltkonjunktur weisen aber auf eine gedämpfte Entwicklung der Weltkonjunktur hin: Der Stimmungsindikator von S&P Global für die Weltwirtschaft ist im April sowohl im Dienstleistungsbereich als auch in der Industrie gesunken. Der Gesamtindex blieb trotz eines Rückgangs von 52,0 auf 50,8 Punkte oberhalb der Wachstumsschwelle, signalisiert damit jedoch ein geringeres Wachstum der Weltwirtschaft als im Vormonat.
Der Welthandel hat sich nach den Zuwächsen um die Jahreswende im Februar gegenüber dem Vormonat seitwärts bewegt und lag mit +2,9 % weiterhin spürbar über dem Niveau des Vorjahresmonats. Februar-Daten zum Welthandel zeigen, dass die US-Gütereinfuhren nur geringfügig gegenüber dem Vormonat zurückgingen und damit auf dem hohen Niveau verblieben, das sie nach ihrem kräftigen Anstieg von 12,2 % im Januar erreicht hatten. Damit mehren sich die Anzeichen für Vorzieheffekte im Handel mit den USA infolge der angekündigten Zollerhöhungen. Dies wird auch durch aktuelle Containerumschlagsdaten gestützt: Im März lagen die Einfuhren in den Häfen an der Westküste der USA, über die der Großteil des Asienhandels abgewickelt wird, um 12 % über dem Vorjahresniveau. Beim weltweiten Seehandel zeigen sich aber erste Schwächetendenzen; so ist der RWI/ISL-Containerumschlag-Index im März saisonbereinigt auf 135,3 Punkte gegenüber 137,6 Punkte im Vormonat zurückgegangen. Nachdem der Containerumschlag in den europäischen Häfen bereits im Vormonat gesunken war, ging der Schiffshandel zum Ende des ersten Quartals in nahezu allen Weltregionen zurück. Vor dem Hintergrund der nach wie vor unklaren US-Zollpolitik bleibt die handels- und wirtschaftspolitische Unsicherheit deutlich erhöht, was neben direkten Effekten auf den Welthandel im weiteren Verlauf auch negative Auswirkungen auf die globale Produktions- und Investitionstätigkeit mit sich bringen kann.
DEUTSCHE EXPORTE IM ERSTEN QUARTAL SPÜRBAR BELEBT
Zum Ende des ersten Quartals wurde die seit Januar beobachtete Aufwärtsbewegung bei den Exporten unterbrochen. Im März gaben die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen saison- und kalenderbereinigt leicht um 0,4 % gegenüber dem Vormonat nach, nachdem sie im Januar und Februar um 1,6 % bzw. 2,0 % expandiert hatten. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich war damit im ersten Quartal aber immer noch ein deutlicher Zuwachs von 3,2 % zu verzeichnen, der auch auf Vorzieheffekte im Warenhandel mit Blick auf die angekündigten US-Zollanhebungen zurückzuführen sein dürfte. Nachdem die Lieferungen in die USA schon im Februar mit +9,0 % kräftig gestiegen waren, legten sie im März um weitere 2,4 % zu. Auch im Handel mit den EU-Ländern war ein Zuwachs von 3,1 % zu beobachten. Besonders dynamisch entwickelten sich die Ausfuhren nach China mit +10,2 %. Gleichzeitig lagen die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen im März saison- und kalenderbereinigt um 1,2 % gegenüber dem Vormonat im Minus. Im Quartalsvergleich war aber mit +1,1 % – wie bei den Exporten – ein Anstieg zu verzeichnen. Infolge des geringeren Rückgangs der Exporte im Vergleich zu den Importen nahm der monatliche Überschuss im Handel mit Waren und Dienstleistungen im März gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt von 13,4 Milliarden Euro auf 14,6 Milliarden Euro zu.
Nach den Preissteigerungen in den vorangegangenen Monaten haben die Einfuhrpreise im März saisonbereinigt um 1,1 % gegenüber dem Vormonat nachgegeben. Die Ausfuhrpreise gingen mit -0,3 % weniger stark zurück, so dass sich die Terms of Trade gegenüber dem Vormonat mit +0,8 % recht deutlich verbesserten. In realer Rechnung dürfte der Rückgang der Aus- und Einfuhren von Waren und Dienstleistungen entsprechend etwas geringer ausgefallen sein.
Die Frühindikatoren haben sich zuletzt angesichts der erratischen US-Zollpolitik und der im April in Kraft gesetzten Zollanhebungen überwiegend wieder eingetrübt. Die Exportaussichten wurden – über einen Großteil der Sektoren hinweg – im April spürbar negativer beurteilt, so dass die ifo Exporterwartungen von -2,3 auf -9,8 Punkte fielen. Gewichtige Exportbranchen wie der Automobil- und der Maschinenbau oder die Chemiebranche erwarten wieder rückläufige Ausfuhren. Die Auftragseingänge aus dem Ausland sind im März saisonbereinigt um 4,7 % gegenüber dem Vormonat gestiegen, wobei besonders aus dem Euroraum mit +8,0 % mehr bestellt wurde als im Vormonat. Während die Auslandsbestellungen für Konsum- (+14,2 %) und Investitionsgüter (+6,2 %) merklich zulegten, ging die Nachfrage nach Vorleistungen mit -0,5 % etwas zurück. Im ersten Quartal insgesamt lagen die Auslandsorder aber immer noch um 1,8 % im Minus.
Insgesamt dürfte die Exporttätigkeit im ersten Quartal von vorgezogenen Bestellungen mit Blick auf die angekündigten US-Zollanhebungen gestützt worden sein. Die Frühindikatoren deuten aber auf eine erneute Abschwächung der Weltkonjunktur sowie der ausländischen Nachfrage hin. Damit ist eine erneute Abschwächung des deutschen Außenhandels in den kommenden Monaten zu erwarten.
ERHOLUNG DER INDUSTRIEPRODUKTION IM ERSTEN QUARTAL
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im März preis-, kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat mit +3,0 % kräftig zugelegt, nachdem sie im Februar um 1,3 % gesunken war. Besonders deutlich stieg die Ausbringung mit +3,6 % in der Industrie, aber auch das Baugewerbe verzeichnete mit +2,1 % einen spürbaren Zuwachs. Die Energieproduktion ging hingegen um 1,8 % zurück.
Die einzelnen Wirtschaftszweige innerhalb der Industrie entwickelten sich dabei überwiegend positiv: Besonders deutlich stieg die Ausbringung pharmazeutischer Erzeugnisse (+19,6 %). Aber auch in den gewichtigen Bereichen Kfz und Kfz-Teile (+8,1 %), dem Maschinenbau
(+4,4 %) und der Herstellung von Metallerzeugnissen (+2,1 %) konnte die Produktion deutlich ausgeweitet werden. Auch die Produktion chemischer Erzeugnisse (+2,0 %), elektrischer Ausrüstungen (+3,7 %) sowie die Herstellung von DV-Geräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (+2,4 %) nahm spürbar zu. Rückgänge waren dagegen neben dem Bereich der Nahrungs- und Futtermittel (-1,4 %) u.a. in der Kokerei und Mineralölverarbeitung (-4,5 %), der Bekleidungsindustrie (-2,2 %) sowie bei der Herstellung von Papier und Pappe (-0,2 %) zu beobachten.
Im gesamten ersten Quartal 2025 legte die Produktion im Produzierenden Gewerbe gegenüber dem Schlussquartal 2024 mit +1,4 % ebenfalls merklich zu. Dabei konnten sowohl die Industrie (+1,7 %), als auch das Baugewerbe (+0,7 %) und die Energieerzeugung (+1,0 %) Zuwächse verzeichnen. Das Vorjahresniveau unterschritt die Produktion im Produzierenden Gewerbe im ersten Quartal allerdings noch um 2,0 %.
Auch die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe haben sich nach der Stagnation im Februar zuletzt deutlich erhöht. Die Bestellungen sind im März gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 3,6 % gestiegen. Die Nachfrage aus dem Ausland wuchs mit +4,7 % stärker an als die inländischen Aufträge, die um 2,0 % expandierten. Besonders stark fiel das Plus bei den Ordern aus dem Euroraum mit +8,0 % aus. Aber auch die Auftragseingänge aus dem Nicht-Euroraum nahmen um deutliche 2,8 % zu. Bereinigt um Großaufträge erhöhten sich die Ordereingänge insgesamt um 3,2 % gegenüber dem Vormonat.
Im ersten Quartal insgesamt verringerten sich die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorquartal um 2,3 %. Dabei gingen die Eingänge aus dem Inland um 3,3 % und aus dem Nicht-Euroraum um 3,1 % zurück. Bei den Bestellungen aus dem Euroraum war dagegen eine leichte Zunahme um 0,3 % zu verbuchen.
Der kräftige Anstieg der Industrieproduktion und der Auftragseingänge zum Ende des ersten Quartals dürfte auch auf Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den zollpolitischen Ankündigungen der US-Administration zurückzuführen sein. Die Unsicherheit über den weiteren handelspolitischen Kurs der USA drückt sich jedoch in deutlich gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen aus. Demensprechend könnte es im weiteren Jahresverlauf auch wieder zu einer Abschwächung der Industriekonjunktur kommen.
EINZELHANDELSUMSATZ TRITT AUF DER STELLE; FRÜHINDIKATOREN ZEIGEN AUFHELLUNG
Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) sind im März gegenüber dem Vormonat leicht um 0,4 % gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel im März ein reales Umsatzplus von 3,0 %. Der Handel mit Lebensmitteln zog im März ebenfalls etwas an (+0,5 %). Der Umsatz im Internet- und Versandhandel stieg um 0,9 % gegenüber dem Vormonat und um deutliche 9,7 % gegenüber dem Vorjahr.
Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im April im Vormonatsvergleich um kräftige 10,6 % gestiegen; im aussagekräftigeren Dreimonatsvergleich nahmen sie jedoch um 6,9 % ab. Gegenüber April 2024 kam es zu einem geringfügigen Rückgang von 0,2 %. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen ergab sich im April im Vormonatsvergleich ein Plus von 8,5 %; in der Drei-Monats-Betrachtung sanken sie um 8,8 %. Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen erhöhten sich im März um 11,7 %. Das Gastgewerbe verzeichnete im Februar gegenüber dem Vormonat einen nominalen Umsatzrückgang von 1,2 %; preisbereinigt belief sich das Minus auf 1,7 %. Gegenüber Februar 2024 setzte das Gastgewerbe real 3,2 % weniger und nominal 0,8 %. mehr um.
Die Aufhellung der Konsumstimmung in Verbindung mit steigenden Realeinkommen dürften den privaten Konsum im weiteren Jahresverlauf stützen.
INFLATIONSRATE MIT 2,1 % WEITER RÜCKLÄUFIG
Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) ist im April mit +2,1 % erneut etwas gesunken. Gegenüber März erhöhte sie sich um 0,4 %. Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln hat sich mit +2,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat wieder etwas abgeschwächt, bleibt aber oberhalb der Gesamtinflation. Die Energiepreise gingen dagegen im Vorjahresvergleich spürbar um 5,4 % zurück, so dass sich deren inflationsmindernder Effekt verstärkte.
Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) ist dagegen recht deutlich auf +2,9 % gestiegen. Hierzu haben maßgeblich die mit +3,9 % wieder anziehenden Preise im Bereich der Dienstleistungen beigetragen. Dies dürfte nicht zuletzt auf den späten Termin der Osterfeiertage dieses Jahr zurückzuführen sein, die im Jahr 2024 Ende März lagen, in diesem Jahr aber erst Mitte April. Typischerweise steigen in dieser Zeit die Kosten für Dienstleistungen wie Reisen, Gastronomie und Übernachtungen temporär überproportional.
Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen verringerte sich der Preisdruck zuletzt etwas: Die Erzeugerpreise gaben im März gegenüber dem Vormonat um 0,7 % nach, gegenüber dem Vorjahresmonat sanken sie um 0,2 %. Auch die Einfuhrpreise gingen im März im Vormonatsvergleich recht deutlich um 1,0 % zurück und lagen damit nur noch um 2,1 % über ihrem Vorjahreswert. Die Verkaufspreise im Großhandel nahmen im März gegenüber Februar um 0,2 % ab, im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen sie – vor allem wegen höherer Preise für Nahrungsmittel – um 1,3 % höher.
An den Spotmärkten notierte der Preis für Erdgas nach wie vor über den Werten des vorigen Jahres; nach den vorangegangenen deutlichen Anstiegen lag der TTF Base Load zuletzt mit rund 35 Euro/MWh knapp 20 % über dem Vorjahresniveau. Gegenüber dem Vormonat erhöhten sich die Gaspreise um fast 6 % verringert. Die Markterwartungen deuten für die kommenden Quartale ebenfalls auf Erdgaspreise von etwa 30 Euro/MWh hin. Rohöl der Sorte Brent wurde mit zuletzt rund 58 Euro/Barrel rund 24 % unter dem Niveau des Vorjahres gehandelt. Gegenüber dem Vormonat erhöhte er sich leicht um 2,4 %.
Im weiteren Verlauf dürfte die Inflation infolge geringerer Energie- und Rohstoffpreise, moderater Tariflohnsteigerungen sowie der gedämpften gesamtwirtschaftlichen Nachfrage weiter um zwei Prozent schwanken.
LEICHTE FRÜHJAHRSBELEBUNG AM ARBEITSMARKT
Trotz schwacher Frühjahrsbelebung hat sich der Arbeitsmarkt im April etwas besser entwickelt als in den vorangegangenen Monaten. So ist die Arbeitslosigkeit im April saisonbereinigt (sb) nur noch um 4 Tsd. Personen gestiegen und die Unterbeschäftigung verzeichnete mit sb -3 Tsd. Personen sogar einen leichten Rückgang. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit geht dabei auf den Rechtskreis des SGB III zurück, während die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis des SGB II zuletzt leicht abnahm. Die Erwerbstätigkeit hat im März mit sb +6 Tsd. Personen leicht zugelegt und auch die SV-pflichtige Beschäftigung verzeichnete im Februar mit sb 12 Tsd. Personen einen Zuwachs. Insgesamt stagnierte die Beschäftigungsentwicklung in den letzten Monaten jedoch weitgehend. Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit lag im Februar abermals bei 240 Tsd. Personen, die Zahl der Anzeigen von Kurzarbeit entwickelt sich dabei leicht rückläufig.
Die Frühindikatoren haben sich trotz handelspolitischer Turbulenzen im April stabilisiert. Sowohl das IAB-Arbeitsmarktbarometer als auch das ifo-Beschäftigungsbarometer bewegen sich im historischen Vergleich jedoch weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Demnach ist vorerst mit einer anhaltenden Zunahme der Arbeitslosigkeit zu rechnen. Auch wenn die Beschäftigungsaussichten sich im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Dienstleistungssektor zuletzt etwas verbessert haben, zeichnet sich insgesamt weiterhin eine rückläufige Beschäftigungsdynamik ab. Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit durch die US-Zollpolitik ist eine spürbare Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt noch nicht absehbar.
UNTERNEHMENSINSOLVENZEN ERREICHEN 10-JAHRES-HOCH
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im Februar 2025 nach endgültigen Ergebnissen um 13,0 % gegenüber dem Vormonat und um 15,9 % gegenüber Februar 2024 auf 2.068 beantragte Verfahren angestiegen. Dies ist der höchste Monatswert seit Juli 2015 (2.187). Zuvor bewegten sich die Insolvenzen von November bis Januar im Bereich um 1.800 Fälle. Auch die Zahl der betroffenen Beschäftigten sowie die Höhe der voraussichtlichen Forderungen haben auf Vormonatsbasis deutlich zugenommen. Als Ursachen für die weiterhin dynamische Entwicklung des Insolvenzgeschehens sind mehrere Faktoren zu nennen, darunter die weiterhin gedämpfte gesamtwirtschaftliche Entwicklung, strukturelle Herausforderungen, gestiegene Kosten und geopolitische Unsicherheiten.
Der im Vergleich mit der amtlichen Statistik methodisch enger gefasste und zeitlich aktuellere IWH-Insolvenztrend für Personen- und Kapitalgesellschaften weist im April mit 1.626 Insolvenzen einen Anstieg von 11,4 % gegenüber dem Vormonat bzw. 20,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat aus. Das IWH rechnet in den kommenden Monaten mit sinkenden Insolvenzzahlen, vorausgesetzt die kleineren Verfahren nähern sich wieder dem langjährigen Durchschnitt an.
Politik
Punktuelle Milderung der kommunalen Finanzkrise
Berlin 12.09.2025 (hib/HAU)
– Vertreter von Kommunen und Landkreisen sehen in dem Länder-und-Kommunal-Infrastrukturfinanzierungsgesetz (LuKIFG) (21/1085), mit dem die Voraussetzungen für die Verwendung von bis zu 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ durch die Länder geschaffen werden sollen, lediglich die Chance auf eine punktuelle Abmilderung der kommunalen Finanzkrise. Das wurde bei einer Sachverständigenanhörung des Haushaltsausschusses am Freitag deutlich, bei der auch über das Ausführungsgesetz zu einer begrenzten strukturellen Verschuldung der Länder (21/1087) diskutiert wurde.
Investitionsmittel lösten nicht das Problem der strukturellen Unterfinanzierung der kommunalen Ebene, machte der Kämmerer der Stadt Frankfurt am Main, Bastian Bergerhoff, deutlich. Nötig sei neben einer Neustrukturierung der gesamtstaatlichen Finanzarchitektur insbesondere eine echte Konnexität, die Vermeidung von ineffizienten Aufgabenverteilungen und der Abbau von bürokratischen Hemmnissen. Bergerhoff kritisiert zudem, dass kein Betrag festgelegt sei, den die Länder in jedem Fall an die Kommunen weiterreichen müssen.
Marco Beckendorf, Bürgermeister der Gemeinde Wiesenburg/Mark (Brandenburg), rechnete vor, dass seine Gemeinde aus dem Sondervermögen – bei einer 50-prozentigen Weiterleitung der Gelder vom Land an die Kommunen – insgesamt in den nächsten zehn Jahren 1,5 Millionen Euro erhalte. Zudem stünden Eigenmittel in Höhe von zwei Millionen Euro zur Verfügung. Der Investitionsbedarf seiner Kommune liege aber bei zehn Millionen Euro. „Da klafft also eine Lücke von 6,5 Millionen Euro“, sagte er.
Der Landkreis Sonneberg (Thüringen), so sagte Landrat Robert Sesselmann, erhalte voraussichtlich 3,5 Millionen Euro. Da es aber allein in 2025 „im Bereich des Sozialen“ einen Aufwuchs von zwei Millionen Euro gebe, „wird das Geld verpuffen“. Eine Investition werde angesichts der steigenden laufenden Kosten kaum noch möglich sein. „Die 3,5 Millionen Euro sind nur ein Tropfen auf einen heißen Stein“, sagte er.
Aus Sicht von Professorin Anna Leisner-Egensperger von der Friedrich-Schiller-Universität Jena verzichtet das LuKIFG jedoch „zurecht“ auf einen Mindestprozentsatz zugunsten der Kommunen. Die Länder treffe ohnehin eine Verpflichtung zur angemessenen Finanzausstattung der Kommunen. Angesichts eines kommunalen Defizits von knapp 25 Milliarden Euro im Jahr 2024 sei davon auszugehen, dass die Länder einen kommunalen Investitionsanteil zugrunde legen, der mindestens 60 Prozent betrage – im wohlverstandenen eigenen Interesse, „um ihrer verfassungsrechtlichen Verpflichtung gegenüber den Kommunen zu genügen“.
Professor Jens Boysen-Hogrefe vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) Kiel hält eine Mindestvorgabe „wegen der großen Bedeutung der Kommunen für die Infrastrukturbereitstellung“ für bedenkenswert. Der unter anderem vom Bundesrechnungshof kritisierte Verzicht auf Zusätzlichkeitskriterien könnte seiner Ansicht nach hingegen die Investitionstätigkeit „kurzfristig begünstigen“. Die Mittel könnten zügig abfließen und bereits in der Planung befindliche Projekte müssten nicht wegen Finanzierungsschwierigkeiten im Zuge der allgemeinen Verschlechterung der strukturellen Lage der öffentlichen Haushalte zur Disposition gestellt werden.
Die Haushaltsautonomie der Länder spricht aus Sicht von Professor Alexander Thiele von der BSP Business and Law School dafür, die Entscheidung über die Mittelverwendung umfänglich den Ländern zu überlassen, „die sich dafür dann allerdings auch vollumfänglich politisch verantworten müssen“. Thiele konstatiert mit Blick auf die Gesetzentwürfe eine „Zerstückelung und Zerfaserung des eigentlich auf eine strikte Trennung ausgelegten Finanzverfassungsrechts zwischen Bund und Ländern“. Die verstärkte Verwischung von Verantwortlichkeitsebenen sei generell keine gute Entwicklung, befand er.
Professor Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg sprach sich dafür aus, die Zusätzlichkeit von Investitionen mit in die Regelung aufzunehmen. Der Wegfall dieser Restriktion gebe Anreize zur Umfinanzierung bereits geplanter Investitionen in das Sondervermögen, wodurch Mittel frei würden, mit denen letztendlich die Finanzierungsdefizite aus den Kernhaushalten der Kommunen, insbesondere der Anstieg der Sozialausgaben, getragen werden könnten. Faktisch würden dann Sozialausgaben aus dem Sondervermögen finanziert.
In einer Stellungnahme bedauerte der Deutsche Städte- und Gemeindebund, dass in der Regelung kein Anteil festgelegt ist, der für die kommunale Infrastruktur zu verwenden ist. Falls Verwaltungsvereinbarungen abgeschlossen werden, so heißt es in der Vorlage weiter, sei es zwingend, dass die Kommunalen Spitzenverbände zum Entwurf dieser Verwaltungsvereinbarung rechtzeitig angehört und umfassend beteiligt werden.
Dass den Ländern freie Hand gewährt werde, bei der Entscheidung, in welchem Umfang sie die Kommunen an den Mitteln beteiligen, wird auch vom Deutschen Städtetag kritisiert. Der Verzicht auf eine ursprünglich vorgesehene Absicherung der angemessenen Beteiligung der Kommunen an Mitteln des Sondervermögens sei vor dem Hintergrund der Realitäten vor Ort unbefriedigend. Eine Aufteilung müsse aus Sicht des Deutschen Städtetages „entsprechend den Anteilen kommunaler Gesamtinvestitionen an den Gesamtinvestitionen von Ländern und Kommunen erfolgen“, heißt es in einer Stellungnahme.
Die Kommunen gehen nach Aussage von Professor Hans-Günter Henneke vom Deutschen Landkreistag davon aus, „dass die Länder bei der Verteilung der Mittel den bisherigen kommunalen Investitionsanteil, der in jedem Land über 60 Prozent liegt, zugrunde legen, um auf diese Weise einen Beitrag dazu zu leisten, die weit über 8,3 Milliarden Euro im Jahr hinausgehenden kommunalen Investitionsbedarfe möglichst weitgehend befriedigen zu können“.
Professor Niklas Potrafke vom ifo Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie hält es ausweislich seiner Stellungnahme für dringend erforderlich, „auf das Zusätzlichkeitsprinzip bei den 100 Milliarden Euro für Investitionen in den deutschen Bundesländern zu bestehen“. Die öffentlichen Haushalte würden von konsumtiven Ausgaben, insbesondere für Steuerzuschüsse in die Sozialversicherungen erdrückt. Der Gesetzgeber müsse hier dringend umsteuern und mehr Mittel aus den Kernhaushalten für investive Zwecke bereitstellen.
Eine strukturelle Verschuldungsoption der Bundesländer sei grundsätzlich kritisch zu sehen, heißt es in der Stellungnahme von Professor Alexander Eisenkopf von der Zeppelin Universität. Es komme zu höheren Risiken für die Einhaltung der europäischen Fiskalregeln, die auch über einen angepassten Rahmen für die Arbeit des Stabilitätsrates und seines unabhängigen Beirats nicht begrenzt werden könnten.
Politik
ifo Institut: Bundesregierung lagert Investitionen in Sondervermögen aus
München, Berlin 10.09.2025
– Die schwarz-rote Regierung verlagert Infrastrukturinvestitionen aus dem Kernhaushalt in das schuldenfinanzierte Sondervermögen. Das zeigt eine Analyse des ifo Instituts. „Ursprünglich war vorgesehen, dass Ausgaben aus dem schuldenfinanzierten Sondervermögen zusätzlich zu den Investitionen im regulären Bundeshaushalt geplant werden. Das passiert aber nicht“, sagt ifo Forscherin Emilie Höslinger. „Tatsächlich verlagert Schwarz-Rot Infrastruktur- und Digitalisierungsprojekte ins schuldenfinanzierte Sondervermögen und erhöht stattdessen die Sozialausgaben im Kernhaushalt.“
Während die Ampel-Regierung im Bundeshaushalt noch mit Ausgaben für Investitionen* in Höhe von 53,4 Milliarden Euro geplant hatte, weist der aktuelle Haushaltsentwurf der schwarz-roten Koalition lediglich 37,5 Milliarden Euro auf. Vollständig gestrichen ist das Darlehen für den Kapitalstock der Rentenversicherung (minus 12,36 Milliarden Euro), das noch von der Ampel-Koalition geplant war. Ebenfalls aus dem Kernhaushalt gestrichen sind Investitionen in den flächendeckenden Breitbandausbau (minus 2,93 Milliarden Euro) sowie der Infrastrukturbeitrag Schienenwege (minus 2,36 Milliarden Euro). Bei den Erhöhungen für Investitionen macht ein neues Darlehen an den Gesundheitsfonds in Höhe von 2,3 Milliarden Euro den größten Posten aus. Die Ausgaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sind dafür gegenüber dem Ampel-Entwurf um 11,05 Milliarden Euro gestiegen. „Investitionen in Infrastruktur- und Digitalisierungsprojekte sind zugunsten von Sozialausgaben aus dem Kernhaushalt verlagert worden. Neue Darlehen an Sozialversicherungsträger schaffen zwar kurzfristig Liquidität, verschieben allerdings die Rückzahlungslasten auf zukünftige Generationen und verschleiern den Reformbedarf“, sagt Höslinger.
Insgesamt weist der Haushalt von Schwarz-Rot für 2025 Ausgaben in Höhe von 502,5 Milliarden Euro aus. Die Ampel-Koalition hatte für das Jahr 2025 Ausgaben von 488,6 Milliarden Euro eingeplant – etwa 13,9 Milliarden Euro weniger. Während die Ampel-Koalition mit Kreditaufnahmen im Bundeshaushalt von 51,3 Milliarden Euro rechnete, sieht der aktuelle Entwurf Schulden in Höhe von 81,8 Milliarden Euro vor, um Ausgaben aus dem Kernhaushalt des Bundes zu finanzieren.
Die Studie vergleicht die Entwürfe für den Bundeshaushalt 2025 der vorherigen Ampel-Regierung mit der amtierenden schwarz-roten Regierung.
Wirtschaft
ifo Institut: Jobangebote in der Elektromobilität deutlich zurückgegangen
München 08.09.2025
– Die Zahl gesuchter Jobs in der Automobilindustrie mit Fokus auf Elektromobilität ist deutlich zurückgegangen. Das zeigen Auswertungen des ifo Instituts und der Jobplattform Indeed von etwa 1,7 Millionen Stellenanzeigen von 2.400 Unternehmen. „Zwar war im Juni 2025 die Zahl der offenen Stellen bei Autofirmen, die auf Elektromobilität setzen, noch um knapp 20 Prozent größer als bei Unternehmen mit Fokus auf Verbrenner. Allerdings suchten Autofirmen mit Fokus auf Elektromobilität, sogenannte grüne Unternehmen, Ende 2023 noch doppelt so viele Stellen“, sagt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Innovationsökonomik und Digitale Transformation. Dies entspricht einem relativen Rückgang um 81 Prozent. „Die Entwicklung der Arbeitsnachfrage bei den grünen Jobs deutet darauf hin, dass sich der Strukturwandel deutlich verlangsamt“, ergänzt Falck.
Insgesamt ist die Zahl offener Stellen in der deutschen Autoindustrie bis Juni 2025 um zwei Drittel eingebrochen, verglichen mit dem Höchstwert im August 2023. Dies ist der niedrigste Stand seit der Corona-Pandemie. „Bemerkenswert schlecht ist die Lage bei den Automobilzulieferern, deren Stellenanzeigen sich seit dem Einbruch 2019 nicht erholt haben“, sagt Annina Hering, Arbeitsmarktexpertin bei Indeed. Bei den Zulieferern gab es im Juni 2025 etwa 82 Prozent weniger offene Stellen als im Mai 2019.
Die Studie untersucht knapp 1,7 Millionen Online-Stellenanzeigen auf Indeed im Zeitraum Januar 2018 bis Juni 2025. Dies entspricht der Arbeitsnachfrage von 2.400 Unternehmen, die in der Automobilbranche in Deutschland aktiv sind. Dabei werden in der Studie die Unternehmen anhand ihrer Patentportfolios in der Antriebstechnologie nach Elektromobilität (grüne Unternehmen) und Verbrenner (braune Unternehmen) unterschieden.
Wirtschaft
ifo Institut: Soziale Mobilität in Deutschland geht zurück
München, Berlin 05.09.2025
– Die soziale Mobilität ist in Deutschland seit den 1970er Jahren deutlich zurückgegangen. Das zeigt eine neue Studie des ifo Instituts mit Blick auf die Entwicklung der Einkommensmobilität für die Geburtsjahrgänge von 1968 bis 1987. Demnach haben Kinder, die ab den 1980er Jahren geboren wurden, geringere Aufstiegschancen als frühere Generationen. „Der Einfluss des Einkommens der Eltern auf die Bildung und das spätere Einkommen der Kinder hat sich Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre innerhalb von einer Generation verdoppelt“, sagt ifo-Forscherin Julia Baarck.
Eine mögliche Ursache für geringere soziale Mobilität sei vor allem der steigende Einfluss des Elterneinkommens auf den Bildungserfolg der Kinder. Der Rückgang der Einkommensmobilität fällt zeitlich mit einem starken Anstieg der Einkommensungleichheit in den 1990er und 2000er Jahren zusammen. „Die Kombination einer steigenden Ungleichheit und sinkenden Mobilität stellt eine toxische Mischung für die Chancengerechtigkeit in Deutschland dar“, sagt Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.
Im internationalen Vergleich ist die Einkommensmobilität in Deutschland inzwischen ähnlich gering wie in den USA. Bisher dokumentierten Studien für Deutschland eine höhere Einkommensmobilität.
Politik
Bundesregierung legt Rüstungsexportbericht 2024 vor
Berlin 04.09.2025
– Der Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahr 2024 liegt als Unterrichtung (21/1450) vor. Demnach wurden im vergangenen Jahr Einzelgenehmigungen in Höhe von insgesamt rund 12,83 Milliarden Euro erteilt. 2023 waren noch Genehmigungen im Wert von 12,13 Milliarden Euro genehmigt worden.
Auf dem ersten Platz bei den Empfängerländern steht dem Bericht zufolge die Ukraine mit einem Volumen von 8,15 Milliarden Euro. In die EU sowie in Nato- und Nato-gleichgestellte Länder (wie Australien, Japan und die Schweiz), in die Ukraine, nach Südkorea und Singapur wurden insgesamt Ausfuhren aus Deutschland in Höhe von 10,98 Milliarden Euro genehmigt. Das entspricht dem Bericht zufolge rund 86 Prozent des Gesamtwertes aller erteilten Einzelgenehmigungen. Auf sonstige Drittländer entfielen rund 1,85 Milliarden Euro des Gesamtgenehmigungswertes.
Mit zwölf Prozent ist der Anteil des Gesamtwertes der Einzelgenehmigungen für Lieferungen in EU-, Nato- und Nato-gleichgestellte Länder laut Bericht 2024 deutlich gesunken. 2023 hatten Ausfuhrgenehmigungen in Partnerländer noch die Hälfte des Gesamtwertes ausgemacht.
Berlin
Berlin gründet „Berlin Event Board“

- Gemeinsame Initiative von Wirtschaft und Stadtgesellschaft
- Koordinierungsstelle und Think Tank für die Eventhauptstadt Berlin
Berlin, 3. September 2025
– Berlin stärkt seine Position als internationale Metropole für Veranstaltungen, Kongresse, Messen und Kulturformate: Mit der heutigen Gründung des „Berlin Event Board“ bündeln führende Akteur:innen der Berliner Tourismus- und Veranstaltungswirtschaft ihre Kräfte, um Berlin als zukunftsfähigen Eventstandort zu stärken, Großveranstaltungen effizienter umzusetzen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Dem „Berlin Event Board“ gehören das BEN Berlin Event Network e.V., Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, die Clubcommission e.V., der DEHOGA Berlin, INTOURA Berlin e.V., die Messe Berlin sowie visitBerlin und die visitBerlin Partnerhotels e.V. an.
Franziska Giffey, Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Heute ist ein guter Tag für die Veranstaltungsmetropole Berlin: Mit der Gründung des Berlin Event Boards vereint sich die Berliner Veranstaltungsbranche, um sich gegenüber internationalen Wettbewerbern zukunftsfähig aufzustellen. Das ist ein starkes Signal. Ich unterstütze diesen Schritt hin zur „Coopetition“ – mehr Kooperation untereinander bei gleichzeitigem Wettbewerb um die besten Angebote – ausdrücklich. Wir haben damit einen starken Ansprechpartner für Veranstaltungen an unserer Seite und freuen uns auf gemeinsame Projekte und Erfolge.“
Koordinierungsstelle und Impulsgeber für die Eventhauptstadt Berlin
Das „Berlin Event Board“ übernimmt ab sofort eine zentrale koordinierende Rolle. Es erfasst die Anforderungen großer Veranstaltungen – z.B. von Genehmigungen, Sicherheit und Verkehr bis hin zu Schirmherrschaften, öffentlichen Flächen, speziellen Kongresstickets, sichtbarer Stadtgestaltung („City Dressing“) oder Hotelkontingenten – und sorgt für deren Umsetzung. Darüber hinaus achtet das Board auf die Einhaltung von Standards, koordiniert Bewerbungen für stadtweite Veranstaltungen und identifiziert Akquise-Potenziale im Rahmen der Berliner Clusterstrategie. Zudem fungiert es als Think Tank für die langfristige Entwicklung Berlins als Event- und Kongressstandort.
Burkhard Kieker, Sprecher der Geschäftsführung von visitBerlin und visitBerlin Berlin Convention Office: „Berlin steht bei Bewerbungen um Großveranstaltungen in ständiger Konkurrenz mit anderen Metropolen der Welt. Das neue Event Board lässt uns noch schneller und flexibler auf Anfragen reagieren.“
Sabine Wendt, Geschäftsführerin visitBerlin: „Großevents bringen nicht nur Gäste, sondern auch wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Impulse. Um diesen Erfolg auszubauen, brauchen wir das Board als Netzwerk und Koordinierungsstelle, das Angebote für Veranstaltende strategisch weiterentwickelt.“
Visitor Economy als wichtiger Wirtschaftsmotor für Berlin
Kennzahlen belegen, wie bedeutend die Visitor Economy für die Hauptstadt ist. So trug der Tourismus 2023 mit 4,6 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung bei (Quelle: DIW Econ). 2024 sicherte allein Berlins Veranstaltungsbranche über 27.000 Arbeitsplätze. Mit 12,9 Millionen Teilnehmenden im vergangenen Jahr verzeichnete die Hauptstadt ein Wachstum von 29 Prozent – ein Zeichen für die Attraktivität des Standorts. Vor allem der internationale Markt entwickelte sich dynamisch: 21 Prozent der Gäste reisten aus dem Ausland an – doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Besonders Großevents über 1.000 Teilnehmende finden verstärkt in Berlin statt, ihr Anteil liegt mit 6,2 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt von 1,8 Prozent. Und das „Berlin Event Board“ trägt zukünftig zum weiteren Wachstum der Tourismus- und MICE-Branche bei.
Foto: Gerrit Buchhorn, Hauptgeschäftsführer DEHOGA Berlin, Burkhard Kieker, Geschäftsführer visitBerlin, Anja Schneider, Vorstand visitBerlin Partnerhotels e.V., Marcel Weber, Vorstand Clubcommission e.V., Marc Mundstock, Vorsitzender Berlin Event Network e.V., Sabine Wendt, Geschäftsführerin visitBerlin, Matthias Leonhardt, Geschäftsführer Berlin Event Network e.V., Myriam Sztayn, Abteilungsleiterin Hauptstadt-Marketing Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, Georg Strecker, Vorstandsmitglied INTOURA Berlin e.V., Dr. Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführung Messe Berlin, Jule Weidner, Referentin Geschäftsführung visitBerlin, und Marco Oelschlegel, Director Conventions visitBerlin Berlin Convention Office (v.l.n.r.), Foto: visitBerlin, Fotograf: Marco Armborst
Politik
Erntebericht 2025: Im Durchschnitt gut
Berlin 03.09.2025
– Die deutsche Landwirtschaft hat 2025 trotz wechselhafter Witterung eine im Durchschnitt gute Ernte eingefahren. Das zeigt der amtliche Erntebericht, den der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer, heute in Berlin vorgestellt hat. Starke Trockenheit im Frühjahr, viel Regen und Hitze im Juli hatten den Betrieben einiges abverlangt. Dennoch liegt die Erntemenge bei Getreide und Raps deutlich über dem Vorjahr und leicht über dem mehrjährigen Durchschnitt.
Auch 2025 bleibt der Winterweizen mit Abstand die wichtigste Kultur in Deutschland. Nach Ausweitung der Anbauflächen auf 2,86 Millionen Hektar liegt die Erntemenge bei rund 22,5 Millionen Tonnen – ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2024 und zugleich 6,4 Prozent über dem mehrjährigen Durchschnitt. Bei der Qualität heißt es abwarten: Der durchschnittliche Rohproteingehalt liegt nach ersten Analysen mit 12,0 Prozent leicht über dem Vorjahr, weitere Proben stehen noch aus. Beim Winterraps wurden 1,09 Millionen Hektar angebaut – stabil gegenüber 2024 und über dem mehrjährigen Schnitt. Mit einer Erntemenge von fast 4 Millionen Tonnen liegt das Ergebnis rund 9,4 Prozent über dem Vorjahr.
Bundesminister Alois Rainer sagte dazu: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte haben ganze Arbeit geleistet. Trotz schwieriger Witterung sind die Speicher gefüllt. Dafür gebührt ihnen Respekt und Dank. Unsere Landwirtschaft ist widerstandsfähig und innovativ. Aber klar ist auch – stabile Ernten gibt es in Zeiten widriger Wetterbedingungen nur mit unermüdlichem Einsatz, Unternehmergeist und verlässlichen Rahmenbedingungen. Genau dafür sorgen wir mit weniger Bürokratie, mehr Wettbewerbsfähigkeit und mehr Planungssicherheit.“
Mit einem klaren Kurswechsel setzt sich das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) deshalb dafür ein, die Betriebe gezielt zu entlasten.
Alois Rainer: „Wir halten Wort: Die Agrardieselrückvergütung kommt vollständig zurück, das Bürokratiemonster Stoffstrombilanz ist aufgehoben, erste überflüssige Meldepflichten sind gestrichen. Gerade heute hat das Kabinett zugestimmt, die Regelung zur kurzfristigen Beschäftigung von Saisonarbeitskräften auf 90 Tage oder 15 Wochen auszuweiten – das bringt den Betrieben wie auch den Arbeitskräften mehr Flexibilität. Auch die Stromsteuerentlastung wird für die Land- und Forstwirtschaft dauerhaft gesichert, was die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen weiter stärkt. Wichtig ist mir auch: Der Schreibtisch darf nicht die wichtigste Ackerfläche sein. Überflüssige Bürokratie muss weg. Gleichzeitig sorgen wir für gute, praxistaugliche Regeln, auf die Verlass ist und sichern mit praxistauglichem Pflanzenschutz, mit Forschung und Innovation die Ernten von morgen.“
Alois Rainer kündigte für die kommenden Monate weitere Schwerpunkte an: „Die Wettbewerbsfähigkeit der Agrar- und Ernährungswirtschaft bleibt mein zentrales Ziel. Ich werde in den kommenden Monaten die Agrarexportstrategie vorlegen, um unseren Betrieben neue Marktchancen zu eröffnen – gerade auch für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Gleichzeitig müssen wir uns stärker für Krisen wappnen: Unsere Notfallreserve wird so erweitert, dass wir im Ernstfall auch Produkte vorhalten, die ohne viel Zubereitung verzehrt werden können. Das zeigt: Wir schaffen die Grundlagen dafür, dass unsere Landwirtschaft wettbewerbsfähig bleibt, stabile Ernten einfährt und unsere ländlichen Regionen stark bleiben – heute und in Zukunft.“
Den Erntebericht 2025 finden Sie zum Download hier.
Wichtigste Zahlen, Daten, Fakten aus dem Erntebericht 2025:
- Getreide: Die gesamte Getreideernte (inklusive Körnermais) wird auf rund 44,7 Millionen Tonnen geschätzt, ein Plus von 14,8 Prozent gegenüber 2024 und 5,3 Prozent über dem Mittel 2019 bis 2024. Die Hektarerträge stiegen auf durchschnittlich 74,6 Dezitonnen pro Hektar. In allen Bundesländern wurden höhere Erträge als im Vorjahr erzielt.
- Winterweizen: Die wichtigste Getreidekultur erreicht 2025 voraussichtlich 22,5 Millionen Tonnen bei einem Hektarertrag von 78,5 Dezitonnen pro Hektar, 9,6 Prozent über dem Vorjahr. Die Anbaufläche stieg um 15,2 Prozent auf 2,86 Millionen Hektar. Der Rohproteingehalt nach ersten Analysen liegt im Mittel bei 12 Prozent, in Bayern am höchsten mit 13,6 Prozent und in Nordrhein-Westfalen am niedrigsten bei 10,5 Prozent.
- Hafer: Die Anbaufläche von Hafer wurde auf 187.100 Hektar gesteigert. In diesem Umfang wurde Hafer zuletzt vor 20 Jahren angebaut. Auch die Hektarerträge entwickeln sich positiv. Die Erntemenge überschreitet in der Folge zum ersten Mal seit 2005 die 900.000 Tonnen.
- Raps: Die Winterrapsernte 2025 wird auf rund 3,97 Millionen Tonnen geschätzt, 9,4 Prozent mehr als 2024. Der Hektarertrag liegt bei 36,3 Dezitonnen pro Hektar, leicht über dem Mittel der Jahre 2019 bis 2024. Der durchschnittliche Ölgehalt beträgt 43,2 Prozent. Die größten Anbauflächen finden sich in Mecklenburg-Vorpommern (187.700 Hektar), Sachsen-Anhalt (123.600 Hektar) und Bayern (115.500 Hektar).
- Hülsenfrüchte: Die Anbaufläche wuchs auf über 300.000 Hektar (+6 Prozent). Die Ackerbohne bleibt zweitwichtigste Kultur mit 66.300 Hektar, gefolgt von leicht steigenden Sojabohnen-Flächen und Süßlupinen mit 28.000 Hektar. Besonders die Felderbse legt mit 137.600 Hektar weiter zu und bleibt Deutschlands dominierende Körnerleguminose.
- Obst: Nach einem milden Frühjahr wird eine gute Ernte erwartet. Äpfel erreichen voraussichtlich 1,009 Millionen Tonnen (+15,7 Prozent vs. 2024), Kirschen rund 49.900 Tonnen (+41 Prozent), davon Sauerkirschen 11.200 Tonnen (+57 Prozent). Pflaumen und Zwetschen bleiben stabil bei 44.500 Tonnen.
- Kartoffeln: Vorläufige Zahlen deuten auf stabile bis leicht steigende Hektarerträge im Vergleich zum Vorjahr. Qualität und Größe der Knollen liegen im Durchschnitt der letzten Jahre. Aufgrund der ausgeweiteten Anbaufläche wird mit einer großen Erntemenge gerechnet.
- Hopfen: Die Hopfenernte 2025 könnte etwas kleiner ausfallen als im Vorjahr, da die Anbaufläche zurückging. Qualität und Bitterstoffgehalt werden als gut eingeschätzt, die Ernte läuft noch.
- Wein: Die Weinlese 2025 hat gerade erst begonnen und profitiert von günstigem Wetter, besonders für frühreifende Sorten. Erste Mostqualitäten sind gut bis sehr gut.
Grundlage des Berichts sind die Ergebnisse der besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE), die im Agrarstatistikgesetz §47 verankert ist und vom Statistischen Bundesamt gemeinsam mit den Statistischen Ämtern der Länder umgesetzt wird. Das erste vorläufige Ergebnis der deutschen Getreide- und Rapsernte, das mit dem BMLEH-Erntebericht bekannt gegeben wird, basiert auf konkreten Druschergebnissen, die bei der Ernte auf repräsentativ ausgewählten Feldern, verteilt über ganz Deutschland, festgestellt wurden. Es gibt den aktuellen Auswertungsstand in der zweiten Augusthälfte wieder. Es wurden rund 95 Prozent der Probeschnitte und rund 50 Prozent der Volldrusche, die als Stichprobe für die diesjährige Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) ausgewählt wurden, durchgeführt.
Politik
Standort Deutschland stärken, Arbeitsplätze sichern und Verbraucher entlasten
Bundesregierung beschließt Maßnahmen für niedrigere Energiepreise
Berlin 03.09.2025
– Das Bundeskabinett vereinbart weiteren Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise. Durch die Senkung der Stromsteuer sowie die Entlastungen bei den Übertragungsnetzentgelten werden Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher entlastet. Mit der Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes zahlen Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Land- und Forstwirtschaft dauerhaft nur die bis auf den EU-Mindeststeuersatz gesenkte Stromsteuer. Der Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten entlastet Unternehmen und Verbraucher bei den Netzentgelten. Bereits am 6. August hat die Bundesregierung zudem die Abschaffung der Gasspeicherumlage beschlossen.
Bundesfinanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil: „Durch niedrigere Energiepreise sichern wir Arbeitsplätze in Deutschland. Das hat für mich oberste Priorität. Wir senken die Energiepreise deshalb im ersten Schritt so, dass mehr als 600.000 produzierende Betriebe von der Schreinerei bis zum Industrieunternehmen spürbar entlastet werden. Denn wettbewerbsfähige Energiepreise sind und bleiben entscheidend für einen starken Standort Deutschland. Unsere Maßnahmen schaffen jetzt Planungs- und Investitionssicherheit. Gleichzeitig entlasten wir schon jetzt mit diesem ersten Schritt Bürgerinnen und Bürger.“
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Katherina Reiche: „Gute Nachrichten für alle – Unternehmen wie Verbraucher: Ab dem kommenden Jahr senken wir die Stromkosten um 6,5 Milliarden Euro pro Jahr – in den nächsten vier Jahren um insgesamt 26 Milliarden Euro. Die hohen Energiepreise betreffen alle. Für unsere Unternehmen sind sie eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem heute beschlossenen Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten entlasten wir Stromkunden spürbar. Und wir senken die Stromsteuer dauerhaft für produzierende Unternehmen und die Land- und Forstwirtschaft. Zusammen mit der bereits beschlossenen Abschaffung der Gasspeicherumlage setzen wir damit einen Großteil der im Koalitionsvertrag vereinbarten Entlastungen um.“
Die Bundesregierung entlastet mit den heute beschlossenen Maßnahmen über 600.000 Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Land- und Forstwirtschaft bei der Stromsteuer. Alle stromintensiven und im internationalen Wettbewerb stehenden Industriezweige wie insbesondere die Chemie- und Metallindustrie, die Automobilwirtschaft und der Maschinenbau sind von der Entlastung umfasst. Aber auch lokale Betriebe mit stromintensiver Produktion wie z. B. Bäckereien, Fleischereien oder Bau- und Handwerksunternehmen werden profitieren.
Der Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten kommt allen Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen zugute, insbesondere auch den vielen mittelständischen Unternehmen. Entlastet werden besonders die Haushalte, die von den Kosten des Ausbaus des Übertragungsnetzes besonders betroffen sind.
Die Maßnahmen bringen spürbare Entlastungen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine Familie wird um bis zu 100 Euro im Jahr bei den Stromkosten entlastet. Die bereits beschlossene Abschaffung der Gasspeicherumlage entlastet Familien um rund 50 Euro im Jahr.
Zur Senkung der Energiepreise hat die Bundesregierung damit bereits drei wesentliche Maßnahmen getroffen:
Die Stromsteuer für Unternehmen des produzierenden Gewerbes und der Land- und Forstwirtschaft wird dauerhaft gesenkt. Für 2026 sind zunächst Steuermindereinnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, ab 2027 in voller Höhe von 3 Milliarden Euro jährlich eingeplant.
Alle Stromverbraucherinnen und -verbraucher erhalten eine Entlastung bei den Übertragungsnetzentgelten. Im Klima- und Transformationsfonds (KTF) sind für einen Bundeszuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten 6,5 Milliarden Euro vorgesehen. Für die nächsten vier Jahre stehen insgesamt 26 Milliarden Euro im KTF für die Senkung der Strompreise zur Verfügung.
Verbraucherinnen und Verbraucher werden von den Kosten der Gasspeicherumlage entlastet. Dazu wird zunächst das Gasspeicherumlagenkonto Ende 2025 mit 3,4 Milliarden Euro aus dem KTF ausgeglichen. Ab 2026 wird die Umlage nicht mehr erhoben.
Neben diesen Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise werden mit dem heute beschlossenen Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes Vereinfachungen bei der Elektromobilität, dem bidirektionalen Laden sowie der technologieoffenen Speicherung von Strom umgesetzt. Damit werden zugleich Investitionen in die Ladeinfrastruktur und die Transformation der Wirtschaft gefördert.
Wirtschaft
ifo Institut: Stimmung in der Autoindustrie erneut deutlich verbessert
Berlin, München 03.09.2025
– Die Stimmung in der Automobilbranche hat sich im August zum zweiten Mal in Folge deutlich verbessert. Der Geschäftsklimaindex kletterte auf minus 15,5 Punkte, nach minus 23,0 Punkten* im Juli. Allerdings bleibt er deutlich im negativen Bereich. „Den positiven Entwicklungen bei der Elektromobilität stehen die schwierigen Aussichten im Handel mit den USA gegenüber“, sagt ifo Branchenexpertin Anita Wölfl.
Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie bewerteten im August vor allem ihre Geschäftslage als merklich besser. Der Indikator stieg auf minus 16,9 Punkte, nach minus 26,8 Punkten* im Juli. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen erreichte im ersten Halbjahr 2025 neue Höchstwerte, und dies scheint sich fortzusetzen: Die Unternehmen sind mit ihrem Auftragsbestand im August deutlich zufriedener als noch im Vormonat – wenngleich auch dieser sich weiter im negativen Bereich befindet.
Insgesamt sieht die Branche den nächsten Monaten weniger pessimistisch entgegen. Die Geschäftserwartungen stiegen auf minus 14,1 Punkte im August, nach minus 19,2* Punkten im Juli. Ein Grund dafür könnten die deutlich gestiegenen Aufträge aus der Eurozone im ersten Halbjahr 2025 sein. Diese machen fast ein Drittel aller Exporte der deutschen Autoindustrie aus. Demgegenüber steht allerdings die Einigung im Zollstreit mit den USA von Ende Juli. „Angesichts der Bedeutung des US-Marktes für die deutschen Automobilhersteller und -zulieferer sind auch die ausgehandelten Zölle von 15 Prozent noch schmerzhaft“, sagt Wölfl. Ein Indikator dafür sind die Exporterwartungen, die im August mit minus 8,8 Punkten wieder etwas schlechter ausfielen als noch im Vormonat (minus 5,1 Punkte*).
Politik
Trendwende? Deutsche Unternehmen blicken zuversichtlicher auf 2026
Berlin 03.09.2025
– Viele Unternehmen in Deutschland beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage kritisch, für das kommende Jahr deutet sich jedoch eine Trendwende an. Im Rahmen einer Befragung des Kreditversicherers Coface erwarten 10 von 12 Branchen für 2026 eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation. Als größter Risikofaktor gilt nach wie vor die politische Unsicherheit, die in erster Linie auf die unvorhersehbare Handelspolitik der USA zurückzuführen ist.
Im Jahr 2025 berichten 33 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage gegenüber 2024, während 16 Prozent eine Verbesserung feststellen. Daraus ergibt sich eine Bilanz von -17 Saldenpunkten – eine deutlich weniger pessimistische Einschätzung im Vergleich zu -39 Punkten aus der Vorjahresbefragung. Besonders kritisch bewerten Unternehmen aus der Papier- und Verpackungsindustrie (-50 Sp.) sowie der Transportbranche (-47 Sp.) ihre aktuelle Lage. „Die Papierbranche ist äußerst energieintensiv. Obwohl die Strom- und Energiepreise gesunken sind, bleiben die Kosten bei einer verhaltenen Nachfrage zu hoch. Die Transportbranche leidet weiterhin unter der Rezession in der Industrieproduktion und der anhaltenden Konsumzurückhaltung, mit spürbaren Folgen für Speditionen“, sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
Hoffnung auf staatliche Impulse
Mit Blick auf 2026 zeigt sich vorsichtiger Optimismus: 32 Prozent der befragten deutschen Unternehmen rechnen mit einem Aufschwung, nur 16 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Rund die Hälfte (52 Prozent) geht von gleichbleibenden Bedingungen aus – nach zwei Jahren Rezession und anschließender Stagnation. Der Stimmungswandel wird vor allem durch erwartete fiskalische Impulse getragen, darunter höhere staatliche Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz sowie geplante steuerliche Anreize für Unternehmensinvestitionen.
„Dass nach drei Jahren wirtschaftlicher Schwächephase 52 Prozent der Unternehmen für 2026 lediglich eine stabile Geschäftslage erwarten, zeigt, wie fragil der aktuelle Optimismus ist“, sagt Christiane von Berg. „Frühindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex bestätigen dieses Bild. Während die Erwartungen für die kommenden Monate steigen, bleibt die Einschätzung der aktuellen Lage kritisch.“ Den deutlichsten Stimmungsumschwung verzeichnet die Transportbranche: 35 Prozent rechnen mit einer verbesserten Geschäftslage, nur 4 Prozent erwarten einen Rückgang. Auch der Groß- und Einzelhandel sowie die Bauwirtschaft blicken mit wachsender Zuversicht auf das kommende Jahr. Hier nimmt die Auftragslage nach und nach zu, getragen von höheren Reallöhnen und einem niedrigeren Zinsumfeld.
Politische Unsicherheit bleibt Risikofaktor Nummer eins
Als größte wirtschaftliche Risiken werden in der aktuellen Befragung „Politische Unsicherheit“, „Schwache Binnennachfrage“ (jeweils 27 Prozent) und „Standortprobleme in Deutschland“ (25 Prozent) genannt. Bereits im Vorjahr wurde politische Unsicherheit als Hauptrisiko identifiziert – allerdings unter anderen Vorzeichen. „Im vergangenen Jahr war die Einstufung als Hauptrisiko vermutlich auf den verwirrenden Kommunikationsstil der deutschen Regierung und das Fehlen einer mittelfristigen Strategie zurückzuführen. 2025 hingegen rühren die politischen Sorgen eher von der unberechenbaren US-Handelspolitik, die durch plötzliche Kurswechsel und Ausnahmeregelungen geprägt ist“, erklärt Christiane von Berg.
Unverändert hoch bewerten deutsche Unternehmen die Risiken des hiesigen Wirtschaftsstandorts: Hohe Produktionskosten, Bürokratie und steuerliche Belastungen dämpfen die Wettbewerbsfähigkeit. Demgegenüber hat der Fachkräftemangel angesichts steigender Arbeitslosenzahlen an Dringlichkeit verloren. Selbst die nachlassende Nachfrage aus China sorgt kaum noch für Unruhe. Während China 2020 noch Deutschlands zweitgrößter Exportpartner war, ist die Volksrepublik bis 2024 auf Platz fünf zurückgefallen.