Politik
Worte für 2 Jahre
Bundeskanzler Merz zum 7.Oktober
Der 7. Oktober 2023 hat tiefe Wunden gerissen. Er ist als schwarzer Tag in die Geschichtsbücher des jüdischen Volkes eingegangen. Heute vor zwei Jahren hat die Hamas Israel auf barbarische Weise angegriffen. Weit über 1000 Bürgerinnen und Bürger Israels haben ihr Leben verloren: Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen, Mütter und Väter, Polizisten und Soldaten.
250 Menschen haben die Terroristen als Geiseln verschleppt. Und noch immer sind einige von ihnen – darunter auch deutsche Staatsangehörige – in der Gewalt der Hamas. Sie erleiden Unvorstellbares, heute seit zwei langen Jahren.
Vor wenigen Tagen habe ich mit Angehörigen der Geiseln hier im Kanzleramt in Berlin gesprochen. Wir können das Leid dieser Familien nur erahnen. Aber wir teilen ihren Schmerz. Und wir bekräftigen unsere Forderung: Alle Geiseln müssen sofort freigelassen werden. Wir setzen große Hoffnung in den Friedensprozess.
Wir sehen heute auch mit Sorge auf unser eigenes Land. Seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir in Deutschland eine neue Welle des Antisemitismus. Er zeigt sich in altem und neuem Gewand – in den sozialen Medien, an den Universitäten, auf unseren Straßen; immer lauter, immer unverschämter und immer öfter auch in Form von Gewalt.
Ich habe es vor wenigen Wochen bei der Wiedereröffnung der Synagoge Reichenbachstraße in München gesagt, und ich möchte es hier wiederholen: Das beschämt mich – als Bundeskanzler, als Deutscher, als Teil der Nachkriegsgeneration, die aufgewachsen ist mit dem Versprechen: „Nie wieder“.
Ich möchte mich heute mit einer Bitte an alle im Land richten: Gehen Sie heute, gehen sie morgen und übermorgen auf unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu, wo immer es Ihnen möglich ist. Gehen Sie auf die jüdischen Gemeinden zu. Zeigen wir alle, dass wir an ihrer Seite stehen. Und dass wir gemeinsam alles dafür tun werden, dass Jüdinnen und Juden hier in Deutschland ohne Angst leben können, dass sie mit Zuversicht leben können.