Politik
Wissenschaftlicher Beirat warnt vor Wassernotlagen
Berlin 20.8.2025
– Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) warnt vor zunehmenden regionalen Wassernotlagen und dringt auf schnelles politisches Handeln. „Auswirkungen des Klimawandels, die Übernutzung der Wasserressourcen, die ungleiche Verteilung von Wasser, der Verlust von Ökosystemleistungen sowie Gefährdungen durch wasserbezogene Gesundheitsrisiken werden sich weiter verschärfen“, heißt es im WBGU-Hauptgutachten „Wasser in einer aufgeheizten Welt“. Dieses wurde im Oktober 2024 der Bundesregierung übergeben und liegt nun als Unterrichtung (21/1260) vor.
Bei Wassernotlagen könnten laut dem Gutachten „Grenzen der Beherrschbarkeit erreicht werden, jenseits derer sich gesellschaftliche Strukturen und Ökosysteme destabilisieren“. Das neunköpfige Expertengremium, das vom Bundeskabinett für vier Jahre berufen wird, mahnt deshalb, es sei von „höchster Dringlichkeit, das Thema Wasser höher auf der internationalen Agenda zu verankern“. Die internationale Wasserpolitik müsse sich auf die „fortschreitenden und sich beschleunigenden Änderungen im globalen Wasserkreislauf“ einstellen. Mit seinem Gutachten liefert der WBGU auch konkrete Vorschläge, wie die internationale und nationale Wasserpolitik reagieren soll.
Um regionale Wassernotlagen mit „planetarer Dimension“ frühzeitig erkennen und abwenden zu können, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere ein klimaresilientes und sozial ausgewogenes Wassermanagement. Dabei müssten sich „Infrastrukturen und Managementansätze der lokalen Wasserhaushalte an zunehmende Extremereignisse anpassen“. Dazu müsse zunächst die Renaturierung von Ökosystemen, die eine große Bedeutung für den Wasserhaushalt haben, wie etwa Fluss- und Auenlandschaften, Moore und Marschen, aber auch Wälder, auf allen Ebenen vorangetrieben werden.
Für ein klimaresilientes Wassermanagement in der Landwirtschaft ist laut dem WBGU eine verbesserte Datenlage erforderlich: Entnahme- und Verbrauchsdaten sollten in Echtzeit erhoben werden, Daten zum Wasserdargebot und zu den Grundwasserkörpern sollten verbessert und mit entsprechenden Projektionen zur Verfügung gestellt werden. Zudem spricht sich der Beirat für finanzielle Anreize für Landwirte, die Absicherung von „Transformationsanstrengungen“ sowie eine gleichzeitige Regulierung und Bepreisung tatsächlicher Wasserentnahmen auf Basis verbesserter Daten aus.
In den Städten wiederum sei eine Beschleunigung der Anpassung an den Klimawandel notwendig, vor allem durch ein klimaresilientes Wassermanagement gemäß des Leitbilds der wassersensiblen Stadtentwicklung und den Auf- und Ausbau einer klimaresilienten urbanen Wasserinfrastruktur, die zunehmende Wasserextreme besser abpuffern kann.
Um die Qualität der Wasserressourcen besser vor Schadstoffen und Krankheitserregern zu schützen, raten die Wissenschaftler in ihrem Gutachten dazu, die Herstellerverantwortung in der EU auszuweiten. Entsprechend sollte die EU-Kommunalwasserrichtlinie, die am 1. Januar 2025 in Kraft getreten ist, „zügig umgesetzt werden“. Darüber hinaus solle geprüft werden, ob die Herstellerverantwortung auf weitere Schadstoffgruppen und Stoffeigenschaften ausgedehnt werden könne.