Politik

VENRO warnt vor weiteren Einschnitten bei EZ und Humanitärer Hilfe

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Berlin 14.11.2025

– Der Haushaltsausschuss des Bundestages diskutiert am Donnerstag in seiner Bereinigungssitzung den Bundeshaushalt 2026. In den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und humanitäre Hilfe zeichnen sich erneut Kürzungen ab. Der Verband Entwicklungspolitik (VENRO) warnt vor tiefen Einschnitten angesicht zahlreicher gewaltsamer Konflikte und Naturkatastrophen weltweit.

In einer Analyse zum Haushaltsentwurf 2026 zeigt VENRO das Ausmaß der geplanten Kürzungen: Der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) soll um 331 Millionen Euro auf 9,94 Milliarden Euro sinken – ein Rückgang um weitere 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, um mehr als elf Prozent seit 2024. Der Haushaltstitel Private Träger, aus dem die zivilgesellschaftliche Entwicklungszusammenarbeit zu einem großen Teil finanziert wird, soll um weitere 15 Prozent sinken. In der humanitären Hilfe sieht der Haushaltsentwurf eine Stagnation vor. Es sind aktuell 1,048 Milliarden Euro im Etat des Auswärtigen Amtes vorgesehen. Gegenüber 2024 bliebe es bei einer Kürzung um mehr als 50 Prozent.

Verpflichtungsermächtigungen stagnieren

Verpflichtungsermächtigungen im Haushalt haben den Sinn, dass auch in den Folgejahren Haushaltsmittel für Projekte bereitgestellt werden müssen. Sie ermächtigen die Regierung wortwörtlich dazu, Verpflichtungen für die Folgejahre einzugehen. So werden mittelfristige Investitionen in z.B. humanitäre Infrastruktur ermöglicht und Finanzierungssicherheit für mehrjährige Projekte geschaffen.

In der humanitären Hilfe steigen die Verpflichtungsermächtigungen im Vergleich zum Haushaltsentwurf 2025 um beinahe 25 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro, so VENRO. Auch beim Etat für Krisenprävention und Friedensförderung steigen sie, hier um knapp unter 19 Prozent. Das sei ein wichtiger Schritt zu einer stabilen Finanzierung, aber auf weiterhin extrem niedrigem Niveau im Vergleich zu 2024, erklärte der Verband.

In der Entwicklungszusammenarbeit sanken die Verpflichtungsermächtigungen von 2024 auf 2025 deutlich ab und verbleiben auf diesem viel zu niedrigen Niveau. Beim Titel für private Träger waren es fast zehn Prozent weniger. Auch beim zivilen Friedensdienst sanken sie um zehn Prozent. Die Verpflichtungsermächtigungen für Vorhaben der kirchlichen Entwicklungswerke waren für das Haushaltsjahr 2025 um 91 Millionen Euro abgesenkt worden. Dies ent[1]spricht einer Kürzung von 30 Prozent (im Vergleich zu 2024).

Besonders kritisch sieht VENRO, dass die Volumina der Verpflichtungserklärungen im Bundeshaushalt insgesamt deutlich ansteigen, von 151 Milliarden Euro 2025 auf 430 Milliarden Euro 2026. „Auch nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit braucht langfristige Finanzierungszusagen, um bestmöglich wirken zu können. Dafür scheint es aktuell kein Verständnis zu geben“, stellt VENRO fest. 

Folgen für die Projektarbeit

Zivilgesellschaftliche Akteure setzen in sowohl der Entwicklungszusammenarbeit als auch humanitären Hilfe vornehmlich auf mehrjährig angelegte Projekte, um nachhaltig wirken zu können. Das massive Absinken der Verpflichtungsermächtigungen beim BMZ führt dazu, dass deutlich weniger dieser langfristigen Projekte gefördert werden können. In einer Umfrage unter VENRO-Mitgliedern zeigt sich aktuell ein Absinken der zugesicherten Fördervolumina für das Jahr 2026 um mehr als 50 Prozent. Rund 40 Prozent weniger Vorhaben als in 2025 werden bewilligt. Die Zahl jener Projekte, die nur bei sich veränderter Haushaltslage finanziert werden sollen, stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 140 Prozent. In der humanitären Hilfe steigen zwar die Verpflichtungsermächtigungen wieder an, durch den insgesamt extrem niedrigen Etat können dennoch viel zu wenige nachhaltige Vorhaben durch die Bundesregierung finanziert werden.

Der Bedarf an Hilfe steigt

Aufgrund zahlreicher gewaltsamer Konflikte und Naturkatastrophen steigt der Bedarf für humanitäre Hilfe seit Jahren stetig an. Mittlerweile sind weltweit 300 Millionen Menschen akut auf Hilfe angewiesen, mehr als 120 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 670 Millionen Menschen leiden Hunger. Die Finanzierungslücke wächst zudem kontinuierlich, weil sich neben USAID auch weitere Länder zunehmend aus der staatlichen Finanzierung von Nothilfe zurückziehen.

Gleichzeitig steigt auch die Ungleichheit weltweit immer weiter an. Global wachsen die Vermögen der reichsten zehn Prozent, die mittlerweile mehr als 70 Prozent des weltweiten Vermögens auf sich vereinbaren. Die untersten 50 Prozent wiederum verfügen über weniger als fünf Prozent der Vermögenswerte. Das macht sie besonders vulnerabel, weil sie keine Reserven besitzen, um in Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben. „Hier braucht es globales Engagement und neue multilaterale Ansätze, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken“, konstatiert VENRO.

Die zunehmende Ungleichheit, multiple Krisen und eine abnehmende Bereitschaft, in Entwicklungszusammenarbeit zu investieren, führen aus der Sicht des Verbandes dazu, „dass eine Erreichung der in der Agenda 2030 festgehaltenen nachhaltigen Entwicklungsziele in weite Ferne rückt“

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