Politik
Pressestimmen zu Trumps Vorschlägen, zur Beendigung des Krieges gegen Gaza und die Bewohner Gazas
Berlin 01.10.2025
Wir wissen nicht genau, was in den Gesprächen hinter verschlossenen Türen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu besprochen wurde. Alles, was wir über die Gespräche wissen, stammt von einigen Journalisten, die mithörten und uns die Informationen weitergaben. Wir Journalisten berichten nur über das, was wir hören und genau verfolgen.
Die Pläne, die Trump seinem israelischen Gast vorgestellt hat, sind nicht neu, und wir nehmen Netanjahus Zustimmung zu Trumps Vorschlägen nicht ernst, da wir aus seiner Politik wissen, dass die Regierungen des jüdischen Staates sich an keinen der von ihnen unterzeichneten Verträge gehalten haben.
Einige Zeitungen haben in ihren Kommentaren angedeutet, dass nicht der jüdische Staat, sondern die Hamas unter Isolation leidet. Das ist nicht wahr, denn die Hamas ist eine Organisation, die westliche Länder und einige arabische Regierungen zu isolieren versucht haben, was ihnen jedoch nicht gelungen ist. Trump glaubt, dass seine Friedensvorschläge die Zustimmung der Hamas haben.
Trump strebt den Friedensnobelpreis an und wird ihn auch bekommen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass er kein Mann des Friedens ist, sondern ein Kriegsstifter.
Kommentare zu dem von US-Präsident Trump vorgelegten Friedensplan für den Gaza-Streifen. Der Berliner TAGESSPIEGEL lobt, dass Trump auch viele arabische Staaten für seine Initiative gewinnen konnte: „Auch sie möchten, dass die Hamas entwaffnet wird und keine Rolle mehr im Gazastreifen spielt. Mit ihrem Extremismus ist die Terrororganisation ein natürlicher Feind der gemäßigten arabischen Regime. Dieser wichtige Aspekt ist in den gängigen Wahrnehmungen und Erzählungen über den Verlauf des Gazakriegs in den Hintergrund gedrängt worden, auch in Deutschland. Die Maßlosigkeit des israelischen Vorgehens und die internationalen Proteste dagegen haben den Eindruck genährt, Israel sei zunehmend isoliert. Die Wirklichkeit ist anders. Nicht Israel ist isoliert, sondern die Hamas. Wer will mit der Terrororganisation etwas zu tun haben? Welche arabischen Länder wären überhaupt bereit, Hamas-Kämpfer bei sich aufzunehmen, falls Trumps Friedensplan doch noch Gestalt annehmen würde?“, fragt der TAGESSPIEGEL.
Die TAGESZEITUNG hofft, dass der Frieden in der Region jetzt tatsächlich eine Chance bekommt: „Es ist beinahe egal, was in dem vorgeschlagenen Waffenruhe-Geisel-Deal steht. Hauptsache, er kommt, Hauptsache, der Krieg hört auf. Dafür muss es massiven Druck auf die Hamas geben. Lehnt die Hamas ab, würde sie den Rechtsextremen in der israelischen Regierung den größten Gefallen tun. Denn noch während seiner Pressekonferenz mit Trump sagte Netanjahu: Wenn die Hamas den Plan ablehne, werde man eben selbst ‚den Job beenden‘. Dieser Friedensplan ist eine Chance – vielleicht die letzte. Sie zu vermasseln, wäre fatal“, lautet das Urteil der TAZ.
Die Zeitung ND.DER TAG aus Berlin glaubt dagegen, Trumps Plan habe keine große Chance, der Region einen dauerhaften Frieden zu bringen: „Vielleicht stimmen die Hamas und die Palästinensische Autonomiebehörde zu. Aber danach müsste geliefert werden: Hilfsgüter, Wiederaufbau, wirtschaftliche Entwicklung, dauerhafte Perspektiven. Außerdem: In den vergangenen zehn Jahren wurde deutlich, dass Militarisierung bei der Hamas Priorität hat. Nichts deutet darauf hin, dass sich dies geändert hätte“, so das Resümee der Zeitung ND.DER TAG aus Berlin.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG hält den Nahost-Plan insgesamt für vernünftig, bleibt aber skeptisch, denn: „Vernunft hat sich in der langen und leidvollen Geschichte des Nahostkonflikts selten durchgesetzt, deswegen sollte man die Erfolgsaussichten des Plans nicht allzu hoch einschätzen. Letztlich müsste die Hamas ihrer eigenen Entmachtung zustimmen. Das ist allenfalls mit maximalem Druck aus der arabischen und muslimischen Welt vorstellbar“, lautet die Einschätzung der F.A.Z.