Politik

Presseschau zum Thema Rassismus auf Sylt

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Vorwort :Was in Sylt passiert ist, gilt nicht als ungewöhnlich, da Fanatismus und Rassismus vielen Menschen im Blut verankert sind. Dies kann auf das Gefühl eingeschränkter Rechte zurückzuführen sein und vielleicht auch auf den Wunsch, Völker, die unter dem Kolonialismus gelitten haben, zu kontrollieren und zu unterwerfen und erneut kolonisiert zu werden. 

Rassismus liegt vielen Menschen im Blut, weil sie glauben, sie seien die besten Menschen der Welt. Was auf Sylt geschah, ist ein klarer Beweis dafür, dass Rassismus das Denken in weiten Teilen der Gesellschaft nicht mehr beherrscht Begrenzt auf die reiche Klasse, die Einfluss auf die arme Klasse hat, sich aber auch auf die Mittelschicht des Volkes ausgeweitet hat, ist dies ein gefährlicher Faktor, der das Zusammenleben und die Toleranz bedroht, und der Kampf gegen Rassismus, der hinter Kriegen, Armut und Rückständigkeit steckt, erfordert die Kombination von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Überzeugung durch ernsthaften Dialog.

 Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bemerkt: „Es ist ein merkwürdiges Argument, mit dem der Antisemitismusbeauftragte derBundesregierung, Klein, auf das ausländerfeindliche Gröl-Video aus Sylt reagiert hat: Die menschenfeindliche Ideologie sei in einem Milieu salonfähiggeworden, ‚dem klar sein müsste, dass Ausländer maßgeblich zu unserem Wohlstand beitragen‘. Zunächst muss man fragen, wie Klein dieses Milieu definiert und woran er es zu erkennen glaubt. Schwerer wiegt, dass Klein den wirtschaftlichen Mehrwert anführt, den ‚Ausländer‘ zu ‚unserem‘ Wohlstand beitragen. Mit dem wirtschaftlichen Beitrag der ‚Ausländer‘ zu argumentieren, desavouiert die Sonntagsreden, wonach aus den Arbeitseinwanderern der Fünfzigerjahre und ihren Nachfahren Mitbürger geworden sind, Menschen mit den gleichen Rechten und Pflichten. Wäre das wirklich so, müsste man diesen Nutzen wohl nicht eigens betonen“, gibt die F.A.Z. zu bedenken.

Die Koblenzer RHEIN-ZEITUNG notiert: „Das alles legt offen, wovor Experten schon lange warnen: dass Rassismus, Antisemitismus und Fremdenhass tief in die Mitte der Gesellschaft eingesickert sind, dass dies kein Unterschichtenphänomen ist, sondern dass es vielmehr Menschen aus der Mittel- und Oberschicht sind, die diese rechtsextreme Verrohung vorantreiben. Was tun? Wer früh und intensiv in Kontakt mit Minderheiten und Migranten kommt, dürfte eher nicht dazu neigen, sich so hasserfüllt und hemmungslos wie die Sylter Edelnazis zu äußern“, so die Meinung der Koblenzer RHEIN-ZEITUNG.

Der SÜDKURIER aus Konstanz hält fest: „Umso erstaunlicher, dass nur die Aktion in Sylt so einen Wirbel macht. Liegt es daran, dass die andere in Vorpommern war? Dass man hier die so bequeme Denkfigur des Nazi-Ossis bemühen konnte? Man kann die unterschiedliche Reaktion nur mit dieser riesigen Naivität erklären. Sie ist umso erstaunlicher, weil gerade Rechte im bürgerlichen Kostüm seit Jahren unsere Freiheit bekämpfen. Remigrations-Vordenker Martin Sellner versucht für seine Identitäre Bewegung seit jeher gerade Studenten zu rekrutieren. Es gibt ja sogar das exakte politische Gegenstück zur Sylter Sause: Maximilian Krah. Der wird zwar nur noch als Witzfigur dargestellt. Aber hinter dem Champagner-Populismus des AfD-Europa-Spitzenkandidaten steckt politisches Kalkül. Hedonismus und Hetze – das Sylt-Video zeigt: Eine Zielgruppe ist vorhanden“, meint der SÜDKURIER aus Konstanz.

Zum selben Thema schreibt die SÜDWEST-PRESSE aus Ulm:   „Die Szenen ‚triggern‘ Deutschland vor allem deshalb so sehr, weil sie beweisen, wiesalonfähig ein neuer Typus von Lifestyle-Rechtsextremismus geworden ist – und wie erfolgreich die Strategien seiner Strippenzieher sind. Hier geht die Saat einer PR-Strategie der neuen Rechten auf, gegen die die demokratische Mitte noch kein Mittel findet: AfD-Influencer, die ihre Parolen auf Tiktok als ‚cool‘ verkaufen, rechte Podcasts, die bei Jugendlichen zum Trend werden. Es ist ein Rechtsextremismus im ironischen Gewand, Meme-fähig und in schmackhafte Häppchen verpackt für die Konsumgewohnheiten der Netz-Bewohner“, folgert die Ulmer SÜDWEST-PRESSE.

Das STRAUBINGER TAGBLATT betont: „Klar: Bildung, Prävention, Demokratieförderung – all das ist wichtig. Doch es kommt auf jeden Einzelnen an. Auf Eltern und Lehrer, Freunde, Klassen- und Vereinskameraden, Arbeitskollegen oder Chefs. Wer auf Widerspruch stößt, sich ins Abseits stellt, sein Gesicht verliert und gar um seinen Job bangen muss, dem kommen rechtsextreme Parolen nicht so flink über die Lippen“, so die Meinung desSTRAUBINGER TAGBLATTS.

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