Politik

Presseschau zum G7-Gipfel

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Berlin 18.06.2025

–US-Präsident Donald Trump verließ den G7-Gipfel vor Konferenzende mit der Begründung, er wolle den Krieg zwischen der Ukraine und Israel aufmerksam beobachten, Telefon- und andere Gespräche führen und sich mit seinen Beratern treffen, um Pläne und Vorschläge zur Beendigung des Krieges durch diplomatische Vermittlung zu entwickeln. Dies behauptete er.

Würde man Trumps Bewegungen während der Konferenz beobachten, würde man in seinem Gesicht Anzeichen von Langeweile bei diesen Konferenzen erkennen. Trump hatte bereits den G20-Gipfel 2017 in Hamburg verlassen, weil ihn die Staats- und Regierungschefs dieser Konferenz nicht zum Weltführer gekürt hatten. Sein Ausscheiden aus dem Gipfel in Kanada war auf das Scheitern seiner Politik zur Beendigung des Krieges zwischen der Ukraine und Russland und die mangelnde Unterstützung der Staats- und Regierungschefs der Industrienationen für die Verleihung des Friedensnobelpreises an Trump zurückzuführen. Er war nie ein Verfechter des Friedens.

Was erreichte die Konferenz außer der Einbeziehung von zwei Prozent der Produktion der Industrienationen in die NATO? Die Bekämpfung der Klimaverschmutzung, der globalen Erwärmung und die Unterstützung der ärmsten Länder fanden jedoch wenig Beachtung.

 „Die G7 werden nicht länger verbunden durch gemeinsame Werte und auch nur noch punktuell durch gemeinsame Interessen“, stellt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG fest: „Treffen wie das in Kanada folgen nur noch zwei Regeln. Erstens: Trump bei Laune halten. Zweitens: Anschließend so tun, als sei alles unter Kontrolle. Nach wenigen Monaten im Amt bewegt sich Trump durch die Trümmerlandschaft seiner dilettantischen Diplomatie. Was ihm bleibt, sind ausgerechnet die klassischen Verbündeten der USA. Die kann er mies behandeln, und sie tanzen trotzdem nach seiner Pfeife. Müssen sie das? Leider ja, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Die Europäer bleiben bis auf Weiteres auf die Militärmacht und den nuklearen Schutz der USA angewiesen. Europäer, Kanadier, Japaner und wer sich sonst zum Westen zählt, müssen, wo es geht und so lange wie möglich, Trump an Bord halten. Gleichzeitig müssen sie schleunigst Vorkehrungen treffen, ohne die USA nicht unterzugehen“, mahnt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.

Die TAGESZEITUNG – TAZ ist überzeugt, Trumps vorzeitige Abreise sei „eine Geste der Macht, die vor allem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hart trifft. Nach dem Eklat im Weißen Haus Ende Februar sollten Selenskyj und Trump erneut aufeinandertreffen. Der Versuch einer Annäherung nach der Demütigung, eine Möglichkeit, vor dem Nato-Gipfel in der kommenden Woche in Den Haag für Solidarität, Geld und Waffen unter den G7-Teilnehmern zu werben. Trump denkt nicht daran, die ausgestreckte Hand anzunehmen, kostet dieAbhängigkeit Selenskyjs und der Verbündeten genüsslich aus“, hält die TAZ fest.

Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf lobt das Auftreten von Bundeskanzler Merz bei den G7: „Der deutsche Kanzler kann sich insofern auf die Schulter klopfen, als dass der US-Präsident in ihm einen ernstzunehmenden Gesprächspartner sieht. Merz hat seine erste Gipfel-Bewährungsprobe bestanden, er ist gefragt im erlauchten Kreis der Mächtigen. Wahr ist aber auch: Merz hat lernen müssen, dass eine Führungsrolle international mehr ist, als sich mit allen prima zu verstehen und für alles ein offenes Ohr zu haben. In den wichtigen Streitfragen konnte auch der Kanzler nicht die erhofften Lösungen herbeiführen“, erinnert die RHEINISCHE POST.

Trotz der vorzeitigen Abreise des US-Präsidenten haben sich die Gipfelteilnehmer auf eine gemeinsame Erklärung zum Krieg zwischen Israel und dem Iran verständigt. Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN halten das für ein – Zitat – „überraschendes Stück Einigkeit – mit der Erklärung aller Teilnehmer, dass Iran ‚die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors‘ in der Region sei – zugleich wird Israels Recht auf Selbstverteidigung betont. Was folgt daraus? Der Westen billigt Israels mindestens umstrittenen Schlag gegen Teheran, er setzt das Regime dort weiter unter Druck.“

Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg übt scharfe Kritik an der Nahost-Erklärung: „Sie ist ein Dokument erschreckender Einseitigkeit. Weil der israelische Überraschungsangriff auf den Iran als Völkerrechtsverstoß darin überhaupt nicht vorkommt! Völlig anders ist das beim Ukraine-Krieg, wo die russischen Völkerrechtsverletzungen jeden Tag hervorgehoben werden. Die G7-Länder flankieren neben dem Stopp der Atomgefahr indirekt das zweite große Ziel dieses Krieges: Den Sturz der Mullahs. Dies könnte ein großer Irrtum sein. Eine Befreiung ausgerechnet durch israelische Bomben – das wäre das letzte, was sich eine selbstbewusste Nation wie die iranische wünschen würde. Der Krieg trägt vielmehr zu wachsendem Hass auf Israel im Nahen Osten bei“, fürchtet die VOLKSSTIMME.

Ähnlich sieht es die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: „Israels Angriffe führen möglicherweise zu einem Schulterschluss zwischen der Bevölkerung und den Machthabern. Das liegt daran, dass Israel den wenigsten als vertrauenswürdiger Akteur gilt. Nach dem beispiellosen Terrorangriff der Hamas hatte Ministerpräsident Netanjahu angekündigt, man werde die Region neu ordnen. Aber wie sieht dieses neue Gesicht der Region aus, unter militärischer Dominanz Israels? Westliche Partner des Landes glauben gern den Beteuerungen israelischer Diplomaten und Militärs, die von Sicherheitsrisiken und Terrorgefahren sprechen, gegen die man vorgehen müsse. Auch das ist einerseits richtig. Das Militär erhält seine Befehle allerdings von der Regierung, und die wird seit Jahren zunehmend auch von jüdisch-messianischen Ideologen dominiert. Sicherheitspolitische und ideologische Motive und Ziele vermischen sich dadurch immer stärker“, hält die F.A.Z. fest.

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