Politik

„Made in Germany“ kann Standards setzen

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Berlin 06.11.2025 

– Über neue technische Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften und Leben ist bei einem öffentlichen Fachgespräch im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung und Zukunftsfragen am Mittwoch gesprochen worden. Dabei wies Daria Saharova, Geschäftsführerin der WF World Fund Management GmbH Deutschland, darauf hin, dass Deutschland weltweit führend bei Patenten zu Nachhaltigkeitstechnologien sei, der nächste Schritt aber oftmals fehle. Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Verband der Elektro- und Digitalindustrie, bezeichnete die Elektrifizierung als wichtigen Treiber, um Klimaschutz mit volkswirtschaftlichen Vorteilen zu erreichen.

Daria Saharova malte während der Sitzung ein Bild von einem energieunabhängigen Europa im Jahr 2040, „in dem Innovationen Made in Germany weltweit Standard sind“. Das sei keine Utopie, betonte sie. Das Erreichen eines solchen Szenarios hänge davon ab, welche Technologie heute gefördert werde, „und ob wir den Mut haben, Nachhaltigkeit als Motor für Wohlstand zu verstehen“. Die Entscheidung darüber liege „in unserer Hand“.

World Fund, so Saharova, sei Europas größter Frühphasen-Venture Capital Fonds, „mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Resilienz“, und habe ein Fondsvolumen von 300 Millionen Euro. World Fund investiere in Startups, die sich vor allem auf die Dekarbonisierung der fünf emissionsstärksten Sektoren – Energiegewinnung, Industrieproduktion, Bau, Landwirtschaft und Logistik – fokussierten.

Ihrer Aussage nach sind europäische Startup in der Lage, gleichzeitig ökonomisch und ökologisch Wirkung zu entfalten. Voraussetzung dafür sei, dass die politischen Rahmenbedingungen „schnelles Wachstum und Skalierung ermöglichen“. Tatsächlich sei Europa und vor allem Deutschland weltweit führend bei Patenten zu Nachhaltigkeitstechnologien. Es fehle aber noch der nächste Schritt, um diese Technologien wirklich zu skalieren.

Kapital sei der Hauptschlüssel, befand sie. Im Nachhaltigkeitsbereich bräuchten die Lösungen „im Durchschnitt fünfmal mehr Kapital“. Eine zentrale Erkenntnis ihrer Arbeit sei: „Ohne ausreichendes Kapital bleiben selbst die besten Technologien in der Forschung stecken.“

Elektrifizierung, so erläuterte Weber, sei ein ganz wichtiger Treiber, „um Klimaschutz mit enormen volkswirtschaftlichen Vorteilen zu erreichen“. Durch den Verzicht auf Verbrennungsvorgänge würden zwei Drittel der Primärenergie gespart. So habe ein Elektroauto eine Effizienz von 80 Prozent – ein Verbrenner eine Effizienz von 20 bis 30 Prozent. Das sei eine physikalisch thermodynamische Gesetzmäßigkeit, betonte er.

Zwar werde künftig der Strombedarf steigen. Der Primärenergiebedarf, für den man volkswirtschaftlich gesehen Geld ausgebe – durch Importe fossiler Energieträger – sinke jedoch dramatisch. Der volkswirtschaftliche Nettovorteil sei also erheblich. „Wir sind aktuell bei einem Primärenergieverbrauch von 3.500 Terrawattstunden.“ Dieser werde sich halbieren, während der Stromverbrauch von 550 auf 1.000 Terawattstunden steigen werde. Das sorge auch für weniger Importabhängigkeit von „nicht immer ganz resilienten Lieferketten“.

Ein zweiter großer Vorteil der Elektrifizierung sei die Flexibilität. „Es gibt keine andere Energieform, die so mobil und flexibel einsetzbar ist wie Strom“, sagte Weber. Um diesen Vorteil nutzen zu können, müssten aber die Netze vollständig digitalisiert sein.

Als große Herausforderung bei der Elektrifizierung benannte er die Speicherung. Im Vordergrund stehe hier die Batteriethematik. „Wir haben in Deutschland die globale Lernkurve für Photovoltaik bezahlt, während andere davon profitieren“, sagte er. Bei den Batterien zahle aktuell China die Lernkurve. „Lassen Sie uns das Gleiche umgekehrt versuchen“, forderte Weber. Nachdem die Kostendegression vorangeschritten sei, müsse Deutschland bei dem Thema einsteigen. Es gelte, chinesische Partner zu gewinnen, die hier – auch mit europäischen Partnern – investieren. Anders als bei der Photovoltaik sollte man diesmal vom Wissensvorsprung Chinas profitieren und eine eigene weitere Wertschöpfung betreiben.

Im Gespräch mit den Abgeordneten kritisierte er den Verzicht auf die Senkung der Stromsteuer für Verbraucher. „Die Stromverbräuche weiter zum Packesel der Energiewende zu machen, ist falsch“, sagte er. Subventionen für Wärmepumpen oder Elektroautos liefen ins Leere, wenn die operativen Kosten zu hoch seien.

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