Politik

Italien und Deutschland in ihrer Bedeutung zum Klimawandel und der globalen Energiewende

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Rede des Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Konferenz „Die Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland und ihre Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel und für die globale Energiewende“ am 28.09.2024 in Bonn.

Ein grüner Hammer mit legendärer Bedeutung. Er liegt nicht weit von hier in der Ausstellung des UN-Klimasekretariats in einer Vitrine. Neun Jahre ist es jetzt her, dass ein Schlag mit diesem Hammer das Klimaabkommen von Paris symbolisch besiegelte. Ein Riesenschritt für den internationalen Klimaschutz unter dem Dach der Vereinten Nationen und der Anfang eines langen Weges. Jetzt sind wir mittendrin in diesem Prozess; Wandel und Veränderung hin zur Klimaneutralität prägen unsere Zeit. Das UN-Klimasekretariat spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle. Es begleitet die Regierungen bei der Umsetzung der Klimaziele, es wirbt für Partnerschaften und bringt die vielen verschiedenen Akteure zusammen. 

Sehr geehrter Herr Staatspräsident, lieber Sergio, ich freue mich ganz besonders, dass wir beide heute gemeinsam das UN-Klimasekretariat und diese Konferenz besuchen. Wir beide teilen die Überzeugung, dass sich die Klimakrise nur mit vereinten Kräften bewältigen lässt. Kooperation ist das Gebot der Stunde: internationale, europäische und bilaterale Kooperation verbunden mit einem engen Austausch zwischen Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Politik. 

Dieses Ziel bringt uns alle heute zusammen, und ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für Ihren Einsatz bedanken. Ich danke Ihnen für das Wissen, für Ihren Tatendrang und Ihre innovativen Ideen beim Kampf gegen den Klimawandel. Ihre Erfahrung und Ihre Vernetzung sind entscheidend, um Klimaschutz und Energiewende voranzubringen. Die jüngsten Überschwemmungen in Polen, Rumänien, Österreich und Tschechien zeugen ebenso von der Dringlichkeit dieser Aufgabe wie die Brände in Portugal oder Griechenland. Im vergangenen Jahr haben Sie, lieber Präsident Mattarella, einen „Aufruf für das Mittelmeer“ gestartet. Ein Meer, dessen Temperatur derzeit 9°C über dem Normalwert liegt. Und auch in Ihrer Heimat Sizilien haben wir gemeinsam gesehen, welche verheerenden Folgen der Klimawandel hat: Seen und Flüsse trocknen aus, Felder verdorren, Wasser wird rationiert – der Süden Italiens leidet unter extremer Dürre. 

Italien und Deutschland packen gemeinsam an. Das freut mich sehr. Unsere Länder sind wichtige Partner, und wir arbeiten beim Aufbau eines klimaneutralen europäischen Energiesystems eng zusammen. Eine gute Grundlage ist dabei der deutsch-italienische Aktionsplan, mit wichtigen Vorhaben im Bereich des Klimaschutzes. Dazu gehört zum Beispiel die Zusammenarbeit im Bereich Meteorologie zur besseren Vorhersage von Extremwetter. Dazu gehört auch der Bau einer Wasserstoff-Pipeline über die Alpen: der Wasserstoff-Südkorridor. Wir sind sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit bei diesen Projekten.

Für eine erfolgreiche Transformation unserer Wirtschaft wird grüner Strom wesentlich sein. Die Gigafactory 3Sun, die im sizilianischen Catania Solarmodule produziert und die Staatspräsident Mattarella und ich vor einem Jahr besucht haben, ist ein europäisches Leuchtturmprojekt. Als Mitglieder der Friends-of-Renewables-Allianz treiben Italien und Deutschland den Ausbau Erneuerbarer Energien in Europa voran. Wir wollen Solarenergie aus Sizilien und Windenergie von der Nordsee jederzeit dorthin leiten können, wo sie gebraucht werden. 

Italien und Deutschland stehen auf dem Weg zur Klimaneutralität vor ähnlichen Herausforderungen. Unsere Volkswirtschaften sind beide maßgeblich von Industrie geprägt und auf eine stabile, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung angewiesen. Gleichzeitig stehen wir als Industrieländer auch in einer besonderen Verantwortung.

Bei all unseren Anstrengungen sollte unser Ziel ein dreifaches sein: schnell und effektiv zu dekarbonisieren und gleichzeitig unsere industrielle Basis zu erhalten. Und vor allem Eines dürfen wir dabei nie vergessen: die soziale Gerechtigkeit. Wichtig ist, dass wir alle bei der Transformation mitnehmen, vor allem diejenigen, die es nicht so leicht haben. Es geht darum, Klimaschutz mit Lebensqualität und sozialer Sicherheit zu verbinden. Dass uns das gelingen wird, davon sind wir beide überzeugt. Der Bericht, den Mario Draghi für die EU-Kommission erarbeitet hat, unterstreicht außerdem: Eine gut umgesetzte Dekarbonisierung kann für Europa eine Wachstumschance sein! 

Und jetzt freue ich mich auf die Rede von meinem Freund Sergio. Europäische Zusammenarbeit in wichtigen Zukunftsfragen – das ist uns beiden ein großes Anliegen. Wir gehen die großen Aufgaben gemeinsam an und dafür danke ich Ihnen, lieber Sergio, von Herzen. Und auch Ihnen, meinen Damen und Herren, möchte ich für Ihren wichtigen Beitrag danken. Sie zeigen, dass eine gute Zukunft möglich ist. Lassen Sie uns gemeinsam weiter daran arbeiten!

Bundespräsidialamt, Pressestelle

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