Politik
Gaza-Stadt: Zivile Helferin getötet, Gesundheitszentrum zerstört
Berlin, Bonn 24.09.2025
– Bei einem israelischen Luftangriff auf Gaza-Stadt ist eine Mitarbeiterin einer CARE-Partnerorganisation mit ihren beiden Kleinkindern getötet worden. Ein weiterer Luftschlag zerstörte ein Gesundheitszentrum. Seit Oktober 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 720 Angriffe auf das Gesundheitswesen in Gaza dokumentiert.
Tasneem Shublaq starb mit ihren beiden kleinen Kindern, fünf und drei Jahre alt, bei einem Angriff auf ihr Wohnhaus in Gaza-Stadt, berichtete CARE Deutschland. Sie war 27 Jahre alt und schwanger. Ihr Mann wurde schwer verletzt. Tasneem Shublaq arbeitete als Psychologin für Juzoor for Health and Social Development, einer Partnerorganisation von CARE.
Bei einem weiteren Luftangriff in Gaza-Stadt am Montag wurde das Al-Samer Medical Center, betrieben von der Palestinian Medical Relief Society (PMRS), ebenfalls Partnerorganisation von CARE, zerstört. Das Zentrum versorgte täglich zwischen 700 und 1.000 Patientinnen und Patienten. Es war eines der wenigen verbliebenen Gesundheitszentren in der Region. Die Zerstörung des Al-Samer-Zentrums folgte auf Angriffe auf drei PMRS-Kliniken allein in den letzten drei Wochen, darunter die Tal Al-Hawa-Klinik, die Al-Shatae-Klinik für medizinische Grundversorgung und die Omar Al-Mukhtar-Klinik. Letztere wurde ebenfalls vollständig zerstört, so CARE.
Die Mitarbeitenden des Al-Samer-Zentrums mussten das Gebäude innerhalb von 30 Minuten räumen. Es blieb keine Zeit, wichtige medizinische Geräte zu sichern. „Alle rannten raus, und etwa eine halbe Stunde später wurde das Gebäude getroffen“, berichtete ein Mitarbeiter von PMRS. „Wir griffen, was wir tragen konnten, und liefen. Wir konnten fast nichts in Sicherheit bringen.“
Israel verletzt das Völkerrecht
„Tasneem und ihre Kinder hätten gerettet werden können, wenn diese Angriffe gestoppt worden wären”, sagt Jolien Veldwijk, Landesdirektorin von CARE Palästina (Westjordanland und Gaza). „Wir stehen an der Seite unserer Partner und Kolleg:innen, die in Gaza-Stadt bleiben und alles riskieren, um zu helfen. Wir wiederholen unsere Forderung, den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts zum Schutz der Zivilbevölkerung, von humanitärem Personal und wichtiger humanitärer Infrastruktur wie Gesundheitseinrichtungen nachzukommen. Wir sprechen Tasneems Familie, ihren Freund:innen und Kolleg:innen unser tiefstes Beileid aus und wünschen ihrem Ehemann eine schnelle Genesung. Wir werden unsere Partner weiterhin dabei unterstützen, den Menschen in Gaza zu helfen.“
Seit Oktober 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 720 Angriffe auf das Gesundheitswesen in Gaza dokumentiert, bei denen mindestens 1.580 Gesundheitsfachkräfte getötet und eine noch unbekannte Anzahl von Personen festgenommen und inhaftiert wurden. Die Vereinten Nationen verzeichneten seit Oktober 2023 außerdem 540 getötete Helfer:innen in Gaza.
„Genozidale Kriegsführung“
Auch medico international ist Partner der Palestinian Medical Relief Society (PMRS). „Es handelt sich bereits um den vierten Angriff auf PMRS-Einrichtungen innerhalb von zwei Wochen“ erklärte medico. „Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die PMRS-Einrichtungen maßgeblich finanziert.“
Riad Othman, Nahostreferent von medico international, sagte: „Die Bombardierungen der israelischen Armee auf die Gesundheitseinrichtungen unserer Partnerorganisation sind Teil der genozidalen Kriegsführung, die darauf abzielt, für die palästinensische Bevölkerung überlebensnotwendige Infrastruktur systematisch zu zerstören. Indem die deutsche Bundesregierung ihrem israelischen Gegenüber weiterhin Rückendeckung gibt und gemeinsame Maßnahmen auf europäischer Ebene zu blockieren versucht, macht sie sich mitschuldig an den Menschheitsverbrechen gegen die palästinensische Bevölkerung.“