Politik

Fachgespräch über die Versorgung psychisch Kranker

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Berlin 10.09.2025

– Die Versorgung psychisch kranker Menschen ist nach Ansicht von Experten unzureichend und muss systematisch verbessert werden. Dazu seien Reformen im Gesundheitssystem notwendig, erklärten Vertreter von Fachverbänden am Mittwoch in einem Fachgespräch des Gesundheitsausschusses, in dem es auch um die Ergebnisse des zweiten Psychiatrie-Dialogs ging.

Peter Brieger von der Aktion Psychisch Kranke (APK) appellierte an die Abgeordneten, sich der Sorgen von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Krisen anzunehmen. Für die Betroffenen sei es schwierig, zeitnah und bedarfsgerecht Unterstützung zu finden. Das Problem seien Parallelstrukturen und Partialinteressen. So arbeiteten Krankenhäuser oft schlecht mit ambulanten Angeboten zusammen. Er forderte eine grundlegende Neuausrichtung. Angebote müssten regional, sektorenübergreifend, flexibel und niedrigschwellig verankert werden.

Auch Andrea Benecke von der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) sprach sich für nachhaltige Reformen aus, wandte sich aber dagegen, das geplante Primärarztsystem für psychisch kranke Patienten anzuwenden. Diese Menschen bräuchten oft lange, um sich zu einer Therapie zu entschließen. Betroffene hätten Hemmungen, dem Therapeuten von ihren Beschwerden zu berichten. Noch schwieriger wäre es, wenn sie zunächst ihrem Hausarzt berichten müssten, bevor sie zu einem Facharzt kämen. Statt dessen könne die psychotherapeutische Sprechstunde genutzt werden, um Patienten zu untersuchen und die Lotsenfunktion zu übernehmen. Sie forderte zudem eine Reform der Bedarfsplanung, um die Versorgung in strukturschwachen Regionen zu verbessern.

Thomas Buneta von der Deutschen Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege (DFPP) ging darauf ein, dass psychisch kranke Menschen nach einer Krisenbehandlung weiter betreut werden müssten und forderte eine Sicherstellung von Anschlussangeboten. Oft werde nach einer Krise kein Angebot für eine Assistenz gemacht. Nach mehreren Krisen drohe sehr oft der Wohnungsverlust und eine beginnende Deliktanfälligkeit für Bagatellen.

Elke Prestin vom Bundesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit sagte, die Gruppe der Betroffenen sei nicht klein, steht aber oft am Rand. Jedes Jahr seien rund 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen, ein bis zwei Prozent erkrankten sogar schwer. Das stark separierte Versorgungssystem sei gerade für schwer psychische erkrankte Menschen mit komplexem Hilfebedarf dysfunktional. Die Betroffenen würden mit immer neuen Bezugspersonen konfrontiert. Nötig sei ein Hilfesystem ohne sektorale Brüche.

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