Politik
Der Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch erfordert bessere Beweise
Europarat fordert effektivere Datenerhebung zur Bekämpfung dieser Straftat.
Berlin, Straßburg 17.11.2025
– Im Vorfeld des Tages zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch am 18. November betonte der Generalsekretär des Europarats, Alain Berset, die Bedeutung der Datenerhebung aus verschiedenen Quellen – darunter Bildungs- und Gesundheitssektor, Hilfetelefone, Kinderschutzdienste, zivilgesellschaftliche Organisationen und die Kinder selbst. Diese Daten sind entscheidend, um bessere Strategien zu entwickeln, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und sexuellem Missbrauch vorzubeugen.
„Damit unsere Maßnahmen zum Schutz von Kindern und zur Verhinderung von Straftaten wirksam sind, müssen sie auf Fakten basieren“, betonte der Generalsekretär. „Viele Staaten erheben immer noch nur grundlegende Daten der Strafverfolgungsbehörden – oder nutzen diese nicht ausreichend. Fakten und Zahlen dürfen nicht in Berichten ungenutzt bleiben – sie müssen die politischen Entscheidungsträger erreichen und deren Arbeit zum Schutz von Kindern unterstützen. Die Datenerhebung ist ein guter erster Schritt – und eine lohnende Investition.“
Die Ergebnisse eines aktuellen Berichts des Lanzarote-Komitees zu Datenerhebungsmechanismen unterstreichen die Bedeutung der Nutzung von Datenquellen jenseits der Kriminalstatistik. Viele Sexualdelikte an Kindern werden nicht angezeigt. Um diese Informationslücke zu schließen, ist die Mitwirkung vieler Akteure erforderlich. Kinderschutzdienste, multidisziplinäre Einrichtungen für betroffene Kinder und Zeugen (wie z. B. Barnahus), Pädagogen und Gesundheitsexperten können wertvolle Informationen sammeln, um die Art und die Ursachen von sexuellem Kindesmissbrauch und -ausbeutung besser zu verstehen und wirksame Maßnahmen zu entwickeln.
Kinder sind die Leidtragenden von Maßnahmen zu ihrem Schutz und können entscheidende Einblicke in die Risiken, denen sie ausgesetzt sind, die Realität vor Ort und die Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit von Ansätzen geben. Die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen im Kinderschutz kann die Qualität der erhobenen Daten erheblich verbessern. Die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für die von nationalen und lokalen Akteuren gesammelten Daten kann die Koordination weiter optimieren. Um dies zu ermöglichen, sollten sich alle Datenerhebungsstellen auf standardisierte Methoden zur Klassifizierung ihrer Daten einigen, um Doppelarbeit und Inkonsistenzen zu vermeiden.
Die Stärkung der Datenerfassungsmechanismen in den Vertragsstaaten des Lanzarote-Übereinkommens ist das zentrale Thema der Konferenz zum Kapazitätsaufbau, die am 18. November in Chișinău anlässlich des Tages stattfindet. Es handelt sich um die erste Großveranstaltung dieser Art unter der moldauischen Präsidentschaft des Ministerkomitees des Europarats.
Der vom Europarat 2015 ins Leben gerufene Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch hat zum Ziel, das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen und einen offenen Dialog darüber zu fördern, um die Stigmatisierung von Opfern und Überlebenden zu beenden. Jeder kann sich an diesem Tag beteiligen: Kinder, Eltern, Opfer und Überlebende, Behörden, Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten (z. B. Erzieher, Sporttrainer), Polizei, Nichtregierungsorganisationen und die Privatwirtschaft.