Politik
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Bonn 09.04.2025
Rede im Auszug:
Zunächst einmal vielen Dank für den herzlichen Empfang in Ihrem noch recht neuen GIZ-Campus in Bonn. Wie ich gelernt habe, war seit der Gründung im Jahr 2011 noch kein Bundespräsident bei der GIZ zu Besuch. Es wurde also höchste Zeit!
Und zwar nicht obwohl, sondern gerade weil die Entwicklungszusammenarbeit in diesen Tagen stark unter Druck steht. Wir sehen – und wer wüsste das besser als Sie –, dass viele Regierungen entwickelter Staaten ihre Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit stark, teilweise sogar drastisch kürzen.
Wir sehen auch, dass sich die öffentliche Debatte über die Entwicklungspolitik verändert hat. Sie ist sehr viel kritischer geworden. Ich will nicht zum tausendsten Mal die Fahrradwege in – Sie wissen schon, wo – erwähnen.
Aber in einigen Ländern des globalen Nordens werden neuerdings die Stimmen lauter, die der Ansicht sind, dass uns globale Krisen und Herausforderungen wie der Klimawandel, Dürren und Flüchtlingsbewegungen, Hunger und Konflikte auf anderen Kontinenten nichts angehen.
Das ist eine gefährliche Verkennung der Realitäten. Und ich glaube, sie wird uns alle teuer zu stehen kommen, wenn sie sich durchsetzt.
Natürlich müssen wir die Entwicklungspolitik, ihre Schwerpunkte und Methoden, immer wieder aufs Neue hinterfragen und überprüfen: Sind wir in den richtigen Regionen und mit den richtigen Ansätzen unterwegs? Können unsere Ziele effizienter erreicht werden? Wie schaffen wir nachhaltigen Fortschritt und nicht kurzfristige Strohfeuer? Und wie stellen wir echte Augenhöhe her – nicht nur auf dem Papier?
In Zeiten besonderer Herausforderungen und Haushaltszwänge – und in einer solchen Zeit sind wir gerade –, werden sicher auch weitere Mittel gekürzt werden. Ich habe schon gehört, dass auch die GIZ in erheblichem Maße Personal abbauen muss. Aber lassen Sie mich dennoch sagen: Ich bin sehr froh, dass in der demokratischen Mitte unseres politischen Systems die Auffassung bleibt, dass die Entwicklungszusammenarbeit unverzichtbar ist; dass sie einen wichtigen Beitrag leistet, globale Probleme zu lösen, und dass das natürlich auch uns selbst nützt.
Auch, weil wir durch diese Zusammenarbeit enge Partnerschaften mit vielen Ländern pflegen können, die wir heute dringend benötigen – gerade in Zeiten, wo andere mehr auf das Recht des Stärkeren als auf Partnerschaft und Kooperation setzen.
Dass die Entwicklungspolitik diesen Beitrag leisten kann, liegt überwiegend an Ihnen, meine Damen und Herren. Ich bin viel unterwegs in Afrika, in Asien, im Nahen Osten und Lateinamerika. Und überall treffe ich auf Sie, auf Ihre engagierten Kolleginnen und Kollegen, und sehe, welche wichtigen Projekte Sie betreuen, welche positiven Auswirkungen Ihre Arbeit für die Menschen vor Ort hat.
Nehmen Sie das Beispiel Lesotho. Ein Land, das nicht immer im grellen Rampenlicht steht. Und nicht jeder kennt es, wie der US-Präsident vor einigen Wochen hat durchblicken lassen.
Sie und die GIZ aber schon. Ich habe selbst erst vor wenigen Wochen Ihre Kolleginnen und Kollegen in Lesotho getroffen, die mir gezeigt haben, wie sie mit ihren Partnern vor Ort zusammenarbeiten, um den wichtigen Wasserspeicher für das südliche Afrika zu schützen und zu bewahren.
Viele von Ihnen sind aber nicht in so schönen Ländern unterwegs. Nicht jeder darf nach Lesotho. Viele von Ihnen sind auch dort im Einsatz, wo das Leben und Arbeiten schwierig sind, wo es oft mühsam und gefährlich ist. Daher noch einmal mein herzlicher Dank an Sie, dass Sie mich hier willkommen heißen. Danke aber vor allem für Ihre wichtige Arbeit draußen im Feld.
Sie sind und bleiben ein wichtiger Pfeiler unserer Außenbeziehungen und ein starkes Aushängeschild Deutschlands in der Welt.