Politik
Presseschau- Selenkyi und Trump
Berlin 27.02.2025
In der Politik haben wir gelernt: Ein Feind bleibt nicht immer ein Feind und ein Freund bleibt nicht immer ein Freund, außer in seltenen Fällen. In einer Gesellschaft führt ein Konflikt zwischen zwei Menschen oft zu einer starken Freundschaft zwischen ihnen.
Die für morgen, Freitag, den 28. Februar, geplante Unterzeichnung des Abkommens über Rohstoff zwischen den Präsidenten der USA und der Ukraine, Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj, könnte ein Beleg dafür sein, was die Gesellschaft über den Konflikt zwischen zwei Völkern aussagt, und eine Bestätigung dafür, dass Freundschaft und Feindschaft in der Politik nicht von Dauer sind.
Trump und Selenskyj kritisieren sich seit einigen Tagen gegenseitig, und der Rohstoffdeal wird ein Vorspiel für positive und negative Überraschungen sein.
Warten wir ab.
Die VOLKSSTIMME schreibt: „Der US-Präsident holt eine Menge Geld zurück und sichert sich Zugang zu den Ressourcen der Ukraine. Das Land muss zahlen. Dumm stehen die Europäer da. Sie haben Millionen Flüchtlinge aufgenommen, die halbe Armee ausgerüstet und Hilfsgelder in Milliardenhöhe geschickt. Darunter waren viele Kredite, doch wann werden die je zurückgezahlt, wenn 500 Milliarden Euro für den Wiederaufbau her müssen? Ein EU-Gipfel soll einen Ausweg aus dem Dilemma weisen. Denn eine europäische Nachkriegs-Strategie für eine – wohl kleinere Ukraine – gibt es nicht. Trump war da fixer“, bemerkt die VOLKSSTIMME aus Magdeburg.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG konstatiert: „Dass es Selenskyj offenbar gelungen ist, die Bedingungen für das geplante Rohstoffabkommen mit Amerika im Sinne der Ukraine zu verbessern, zeigt, dass man Trump nicht sofort nachgeben muss. Im Grundsatz ist so ein Abkommen auch keine schlechte Idee, Selenskyj hatte es ja selbst vorgeschlagen. Trotzdem entspricht das, was Selenskyj nun in Washington unterschreiben soll, nicht seinem ‚Siegesplan‘. Selenskyj geht in der Hoffnung in Vorleistung, dass Trump die Ukraine in seiner atemberaubenden Annäherung an Putin nicht ganz fallen lässt“, analysiert die F.A.Z.
Die TAZ formuliert es anders: „Jetzt ist die Ukraine bestenfalls ein Geschäftspartner für Trump, jedenfalls aber ein Land, das selbst schuld daran ist, überfallen worden zu sein, und dafür jetzt zahlen soll. Denn nichts anderes ist, was jetzt großspurig und irreführend ‚Investitionsfonds zum Wiederaufbau der Ukraine‘ genannt wird: ein Vertrag, der den USA Einkünfte aus ukrainischen Bodenschätzen garantiert, ohne dass sie dafür zukünftigBedeutendes leisten müssen – etwa die Sicherheit der Ukraine zu garantieren. Damit wird das Abkommen fast zu einer Art Reparationszahlung für erlittene materielle Schäden – aber nicht von Russland an die Ukraine, wie es richtig wäre, sondern von der Ukraine an die USA, unter Androhung des sofortigen Untergangs.“ Wir zitierten die TAZ.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sieht ebenfalls Probleme: „Diese Tragödie ist noch nicht zu Ende – und wird noch einige unerwartete Wendungen nehmen: Die Agentur Bloomberg hat gerade versucht, die Seltenen Erden, die Trump will, in Datenbanken, in denen sie verzeichnet sein müssten, zu finden. Erfolglos. Es ist unklar, ob es sie überhaupt gibt.“ Das war die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.