Politik
Pressemeinungen zum Streit zwischen Selenskyj und Trump
Berlin 03.03.2025
Der Streit zwischen den Präsidenten der USA und der Ukraine, Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj, am vergangenen Freitag, dem 28. Februar, bestand aus Trumps Rüge an Selenskyj und seiner Drohung, keine militärische und moralische Hilfe zur Bekämpfung der russischen Militärmaschinerie zu leisten, wenn Selenskyj das Abkommen über die Lieferung von Seltenen Erden, die die Ukraine besitzt, an die Vereinigten USA nicht unterzeichne. Dies ist ein Beweis dafür, dass die US-Regierung die Ukraine erpresst. Zudem gilt US-Präsident Trump als ein gieriger Kaufmann, der mit Politik und diplomatischem Geschick nichts am Hut hat.
Die Ukraine leidet unter einem unfähigen und einem alten Mann. Der Unfähige sind die Europäer, die keine Pläne haben, die Ukraine davor zu bewahren, in die Hände des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu fallen, und der alte Mann ist die von Trump geführte US-Regierung, die von den Europäern erwartet, dass sie sich wie seine Kinder benehmen und seinen Befehlen gehorchen.
Arme Ukraine, das Treffen, das gestern in London stattfand und in einer Vereinbarung mündete, der Ukraine zu helfen, einen Waffenstillstand zu garantieren und europäische und NATO-Militärteams zu seiner Überwachung zu entsenden, wird nicht sofort stattfinden.
Die FRANKFURTER ALLEGEMEINE SONNTAGSZEITUNG mahnt die deutschen Politiker zur Eile bei der Regierungsbildung: „Washington peitscht die Weltpolitik voran und erzwingt Reaktionen von Europa, auch und gerade aus Deutschland. Am Sonntag tagt ein Krisengipfel in London, am Mittwoch ein zweiter in London, weitere dürften folgen. Viele Augen richten sich auf Berlin – aber von dort reist vermutlich kein neuer Kanzler an, sondern ein alter, der kaum noch im Namen der Nation sprechen kann. So könnte es noch Wochen weitergehen. Europa, hebt der CDU-Kanzlerkanidat Merz oft hervor, warte händeringend auf Führung aus Berlin, aber das offizielle Europa soll noch zwei Monate lang in das Gesicht eines abgewählten Regierungschefs blicken“, hebt die FRANKFURTER ALLEGEMEINE SONNTAGSZEITUNG hervor.
Die LÜBECKER NACHRICHTEN warnen: „Amerika unter Trump und Vance ist eine nach außen imperialistisch handelnde Großmacht, die im Inneren gerade ihre Verwaltung auflöst und die freien Medien an die Leine legt. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, droht Europa zwischen den dann drei globalen autoriäten Großmächten China, USA und Russland politisch und ökonomisch zerrieben zu werden. Europa wird viel Kraft, Geld und Solidarität brauchen, um das zu verhindern. Dass Deutschland als größte Ökonomie Europas aufgrund der Neuwahlen faktisch ausfällt, ist ein Desaster. Die aktuellen Entwicklungen müssen für Union, SPD und Grüne eine dringende Mahnung sein, sich noch vor der konstituierenden Sitzung des Bundestags auf ein weiteres Sondervermögen für die Sicherheit Deutschlands zu einigen“, befinden DIE LÜBECKER NACHRICHTEN.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG AM SONNTAG aus der Schweiz kommentiert: „Der amerikanische Präsident Trump und sein Vize Vance mögen sich stark gefühlt haben am vergangenen Freitag im Oval Office. Sie demütigten einen Präsidenten, der seit drei Jahren die Amerikaner immer wieder anflehen muss, sein Volk mit Waffen auszurüsten, damit es sich verteidigen kann gegen eine imperiale, autokratisch geführte Macht, und sich auch immer wieder von Herzen bedankt bei den Mächtigen im Land und beim amerikanischen Volk für ebendiese Hilfe. Es ist zu hoffen, dass das Trauerspiel vom Freitag nicht ein Hinweis darauf war, dass Donald Trump bereit ist, die Ukraine dem Kreml-Herrn Putin auf dem Silbertablett auszuliefern. Sonst würden sich die starken Männer des Oval Office als eigentliche Schwächlinge erweisen“, meint die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG AM SONNTAG.
Der TAGESSPIEGEL aus Berlin bezeichnet Washington als „Ort der Finsternis“ und unterstreicht: „Unfassbar eigentlich, dieser Mafia Style und Mega-Narzissmus. Mit einem Präsidenten in der Rolle des Machthabers, der über Milliarden entscheiden kann. Trump denkt an sein öffentliches Image. Ihm ist klar, dass die Farmer und ‚Joe Sixpacks‘ im Land kein Interesse an der Ukraine haben. So verhält er sich. Für seine Leute ist es wichtig, dass einer, der sich für ihren Präsidenten nicht mal ein Sakko anzieht und der Milliarden Dollar aus Steuergeld erhält, dem Maga-Macker vor allem oft Thank you sagt. Nicht ohne Grund sagt Trump am Schluss, die Szenen seien auf alle Fälle ‚good television‘ „, Mit diesem Kommentar des TAGESSPIEGEL endet die Presseschau am Sonntag.